KREIDLER EUROPEAN SONG   Bureau B   April 2017
   

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AUSTRIA

Verlässlich. Kreidler European Song
Ein entspannter Rhythmus, insistierende Drums, vor allem aber ein zwingender Beat, den man einstmals auf den Namen „Motorik‟ getauft hat: das ist „Boots‟, der erste Track auf Kreidlers neuem Album. Oder nehmen wir „Coulées‟, zunächst kaum mehr denn ein monotones Schaben merkwürdiger Sounds, über die sich dann die unterschiedlichsten Klangspielereien aufschichten, um so zu einem stampfenden Postrock-Geschöpf zu werden, das sich quasi aus der Rückenlage aufric tet, um sich in den Gehirnwindungen des Hörers festzukrallen.
Wer die großartigen Kreidler kennt, weiß ohnehin, dass qualitative Verlässlichkeit eines ihrer Kennzeichen ist. Auch „European Song‟ ist da kein Deut anders: Bereits im letzten Jahr aufgenommen, hat das Quartett aus Düsseldorf es angesichts der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten erst einmal zurückgestellt, um die Wut über den weltweiten Rechtsruck der Politik zu kanalisieren. Und gut so: Der einzige Protest, den man mit Musik machen kann, ist das Unerhörte hörbar zu machen. So wie hier.

Uwe Schütte, Wiener Zeitung 8.4.2017

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GERMANY

»(..) ein Rohling im besten Sinne des Wortes.«

***** Frank Sawatzki, Musikexpress 04 / 2017

Während das Radio belanglos wie eh und je vor sich hinplätschert, entdecken andere Musikgenres ihr Potential an Aktualität und Aussagekraft. Oder es wird wiederentdeckt. Der Punk ist nicht mehr so laut wie vor zehn Jahren, er ist immer noch links und gegen Nazis, aber ihm wurde das Heft aus der Hand gerissen. Hauptsächlich vom Rap und HipHop, der mit Vertretern wie der Antilopen Gang, Zugezogen Maskulin, Neonschwarz, Waving The Guns und Sookee kräftig auftrumpft und Stellung bezieht.
Ihr Vorteile liegen dabei klar auf der Hand: Sie sind gut organisiert, nicht jeder neue Song muss auf einem Album landen, ein Video ist schnell gebastelt, sie sind digital vernetzt und erreichen in wenigen Tagen eine große Reichweite. Sie peitschen gegen Höcke, le Pen, Wilders, Orban und Co. mit viel Text; mitunter mit viel Aggression.
Dass politisch-musikalischer Widerstand auch anders aussehen kann, beweisen die elektronischen Veteranen Kreidler dieser Tage. Ihr 13. (!) Album "European Songs" erscheint am Freitag über Bureau B. Doch wie kann Musik, die ohne Text auskommt, politisch sein?
Das ist natürlich nicht so einfach und schnell zugänglich wie ein dichter Text im Rap, der dem Hörer sehr direkt entgegenschlägt.
Zum Einen muss hier der Entstehungsprozess der fünf-Song-kurzen Albums getrachtet werden. Denn im Herbst letzten Jahres - die vierköpfige Band kam gerade von einer kleinen Tour zurück - war eigentlich alles klar. Neues Material stand bereit, der Termin zum finalen Mastering gebucht; alles sieht gut aus. Bis auf das Ergebnis der Wahl in den USA. Zwei Millionen Stimmen weniger als die Konkurrentin bescheren der irren Frisur mit handfesten Nationalisten im Rücken den Chefsessel im Oval Office. Was er bislang alles angestellt hat, ist bekannt. Nebenbei pöbelt Putin. Es schreit und hetzt und lässt verhaften Erdogan so gut es geht. Die Briten sind raus aus der Europa, Orban hat sich abgeschottet, le Pen wettert gegen alles Fremde. Modi in Indien baut den Statt um. Das einzige Trostpflaster: Wilders hat in den Niederlanden nicht so stark abgeschnitten wie befürchtet.
Wie als Band auf diese internationalen Bewegungen reagieren, auf die man skeptisch schaut?
Kreidler gehen einen radikalen Weg, veröffentlichen die Platte nicht wie gewollt; schließen sich in den Proberaum ein, verschieben den Master-Termin und legen los, improvisieren. Das Ergebnis sind folgende Songs: Boots, Kannibal, Coulées, Radio Island und No God = gut 35 Minuten Musik.
Diese Lieder sind Kunst, vielleicht Avantgarde und stehen klanglich - wie könnte es anders sein, wenn man aus Düsseldorf kommt - Kraftwerk nahe.
Und sie sind alle düster. Vielleicht sehen sie alle das Schlimmste kommen, eine politische Umkrämplung in Europa. Ein dystopisches Soundgewand scheppert aus den Boxen, wenn Schlagzeug, Gitarre und Synthesizer erst richtig loslegen. Als Momentaufnahme ist es herausragend, man muss sie alle nacheinander, komplett hören, es lohnt nicht, jeden einzelnen Song auseinanderzunehmen. Das ist ein Gesamtwerk, das toll funktioniert, bei dem man auch etwas Angst bekommen kann.
Doch: Brauchen wir dieser Tage nicht eher Hoffnung, Zuspruch wie die jüngste Pro-Europa-Bewegung? Klar. Es ist jedoch genauso gut verständlich, dass das Klein, Weinrich, Paulick und Reihse letztes Jahr nicht als erstes in den Sinn gekommen ist.
Kreidler. European Songs. Ganz stark!

MS LL 2017

Kreidler Botschaften zur Schieflage der Welt

Die Düsseldorfer Band Kreidler (Chrisa Ralli & Melina Pafundi)

Auf dem Cover: eine Installation der Künstlerin Rosemarie Trockel, die einen aufgebockten, goldenen amerikanischen Sportwagen inmitten einer kalten Betonlandschaft zeigt. Das ist „European Song‟, das neue Album von Kreidler, den halbakustischen Elektronik-Musikern.

Ihr dreizehntes Album war fertig. Ein minimalistisch verspieltes Ding, gut gelaunt für Kreidler'sche Verhältnisse. Das Düsseldorfer Masteringstudio für den finalen Schliff war gebucht, das Cover geklärt, die Videos beauftragt. Dann wählten die Amerikaner Donald Trump zum US-Präsidenten.
„Also, Trump war jetzt nur so ein Symptom eigentlich, für — naja, ob das jetzt Erdogan oder Putin oder Ungarn, oder in Frankreich, Niederlande, bei uns die AfD, also dieser rechte, xenophobe, homophobe Alptraum. Und da dachten wir irgendwie, die Platte ist zu fragmentarisch. Zu leichtfüßig vielleicht auch. Dann haben wir in Düsseldorf angerufen und gesagt: ‚Geht nicht‘, haha, haben das erklärt und haben gesagt: Wir buchen jetzt ein Ticket und sind in zwei Tagen da und nehmen eine neue Platte auf, und das haben wir dann so gemacht.‟

In nur zwei Tagen wurden „European Song‟ aufgenommen: Kreidler waren unter den sogenannten Soundtüftlern immer schon eher die Musikanten, die improvisationsfreudigen Hand-Anleger. Und eine bestens eingespielte Gemeinschaft, die Drummer Thomas Klein als stabiles molekulares Gefüge beschreibt, normalerweise resistent gegenüber Einflüssen von außen.
„Man kann sich's so vorstellen, dass unter dem Einfluss dieser politischen Situation irgendwie so ein Gebilde auch in alle Winde sich verflüchtigen kann. Wo man das Gefühl hat: Nein, wir brauchen jetzt noch mal diese Kraft der stabilen Verbindung, um dem was entgegenzusetzen.‟

Die Band als Bollwerk. Wobei sich natürlich sofort die Frage stellt, wie spürbar politisch die Musik sein kann, die so entsteht, und was sie bewirken kann. Erst mal nicht viel, sagt Andreas Reihse und zitiert die Popjournalistin Julie Burchill:
„Auf das kommunistische Manifest kann man nicht tanzen.‟
Oder die Thesen des Kulturwissenschaftlers Klaus Theweleit:
„dass halt ein Gottfried Benn in seiner täglichen Arbeit als Arzt, wo er das Proletariat versorgt hat, viel mehr bewirkt hat als irgendwie so ein Bertolt Brecht, der halt Salonpolitik betrieben hat.‟
Und wenn man kein Arzt ist, sondern nur Künstler? Detlef Weinrich erzählt, da seien zurzeit alle, mit denen er rede, verunsichert hinsichtlich ihrer Mittel.
„Dass das so leise alles ist, 'ne? Dass sich nicht wirklich geäußert wird in der Kunstwelt und auch in der Musikwelt. Und als Instrumentalband ist das sowieso schwierig. Aber gesagt ist eben auch schon ne ganze Menge worden, also über Texte. Und wie man das umsetzt, also was kann eine Platte überhaupt machen, als Protest oder so — das kann man eigentlich gar nicht mehr leisten. Aber man kann's wenigstens formulieren, dass man das wollte! Das ist vielleicht ein wichtiger Punkt bei der Platte auch.‟

In Teilen durchaus tanzbar
Es ist eine oft bedrohlich wirkende Musik geworden (der erste Titel heißt „Boots‟, Stiefel), und sie passt wirklich in die Zeit. Hörenswert ist „European Song‟ aber nicht zuletzt, weil die Botschaft die Musik nicht zudeckt. Er habe getrommelt wie ein wütendes Kind, sagt Thomas Klein, und das Ergebnis ist in Teilen durchaus tanzbar. Auch das hysterische Schlussstück mit dem scheinbar programmatischen Titel „No God‟ entsprang keiner Religionskritik, sondern einem in einer Wohnküche kunstlos gezupften Gitarrenriff — und einem zufällig gefundenen Sound.
„Es ist ein bestimmter Voice-Synthesizer, und es klingt ein bisschen wie Worte. Plözlich waren diese Worte da — war es ‚Oh God‘, oder ‚No God‘ ... Es war wie eine Art panisches Mantra zum Weltuntergang. Ich habe auch viel an Kinder gedacht bei diesem Stück. Dass es wie ängstliche Kinder klingt.‟

Das dreizehnte Album in dreiundzwanzig Jahren. Als Kreidler anfingen, stieg der DJ gerade zum Star auf, Songwriting war altmodisch, alle produzierten „Tracks‟, und von „Lounge‟ bis „Clicks-&-Cuts‟ war repetitive Musik ohne Gesang das Ding der Stunde. Kreidler gehörten von Anfang an zu den anspruchsvolleren Acts und sahen sich kaum als Teil einer Bewegung. Entsprechend fühlen sie sich heute auch nicht einsamer.
„Also, wir haben uns damals ja auch immer gewehrt, was das alles sein sollte, was weiß ich, Post-Irgendwas oder Downbeat, keine Ahnung.‟ 
„Heute gibt's vielleicht nicht mehr so viele Begriffe für all das. Aber ich lese auch nicht mehr Spex oder irgend sowas, deswegen weiß ich auch gar nicht, was die Leute darüber reden.‟

Stehen sie trotzdem in einer Tradition? Soul könnten sie naturgemäß nicht, sagt Reihse, oder englisch-coolen Dreiminuten- Pop. Sie seien eine kontinentale Band. Und damit aber Teil von etwas, was irgendwann im sechzehnten Jahrhundert angefangen habe, nicht erst mit Kraftwerk oder Krautrock.
„'European Song‘ ist auf der einen Seite ein bisschen wie ein fiktives Genre. Es geht um eine Art Fundus von Material oder Ideen. Und dann natürlich auch diese tragische Geschichte von Europa, dass es so oft zu Gewalt kam und zu großen Kriegen. Und wenn man diese Energien sich wieder bündeln sieht, dann hat man natürlich große Angst. Und so kann man es natürlich solidarisch verstehen, als Antwort auf den Brexit, aber es ist auch eine Art und Weise, diese Gefahr zu spiegeln.‟

Bernd Lechler Tonart DLF, D April 2017

Alex Paulick: Platten vor Gericht Intro 2017 (opens in new window)

Die Welt hat ja eine Schief­lage erreicht, die wirk­lich bedroh­lich ist. Als letz­tes Jahr die Band Kreid­ler ihr Album fast fer­tig hat­ten, wurde Trump zum Prä­si­den­ten der USA gewählt. Das hatte zur Folge, dass die Musi­ker es nicht mehr ange­mes­sen fan­den, die fer­ti­gen Songs zu ver­öf­fent­li­chen. Die ganze Arbeit wurde ver­wor­fen und neue Songs wur­den eingespielt.
„Euro­pean Song‟ heißt das Album. Es ist als State­ment gedacht und ist somit sicher­lich das poli­tischste Werk der Düs­sel­dor­fer Band. Doch jetzt wim­melt es auf die­sem Album nicht so sehr von poli­ti­schen Aus­sa­gen, schließ­lich haben wir bei der Musik von Tho­mas Klein, Det­lef Wein­rich, Andreas Reihse und Alex­an­der Paulick mit etwas Intru­men­ta­lem zu tun.
Doch auch Klänge kön­nen kri­tisch sein und im Falle der fünf Stü­cke sind sie es auch. Denn sel­ten klan­gen die Songs von Kreid­ler so direkt wie jetzt. Der Rhyth­mus ist mal­mend und stei­gert sich ste­tig, dazu Loops die immer eine große Por­tion Düs­ter­keit mit trans­por­tie­ren. In den rich­ti­gen Momen­ten bekom­men die Songs genug Drive in sich und den­noch kom­men sie auch manch­mal auf stoi­sche Wege zurück.
Doch das ist eher sel­ten, denn die Songs sind immer im Wan­del, so wie Europa auch. Das kann manch­mal hell leuch­tend sein und gerne auch eben von küh­ler Sta­tik geprägt. Zu hören ist ein Dickicht aus Techno, Elek­tro­nik, son­der­ba­ren Funk, Afro­beat und Avant­garde. In eini­gen Momen­ten kann einem die Musik schon ziem­lich dun­kel und schwer sein, aber nie klaus­tro­pho­bisch. „Euro­pean Song‟ ist kein leich­tes Werk gewor­den, aber man hat auch nichts ande­res ver­mu­tet bei der Weltlage.

Hauke Heesch, Fördeflüsterer D 2017

Stimmen des Protests
Eine Woche vor dem Mastering schmeißen Kreidler ihr Album über Bordund erarbeiten mit European Song einen Kommentar zur global-politischen Situation. SPEX präsentiert | Groove präsentiert
Ein neues Album für neue Zeiten. Eigentlich hatten Kreidler eben erst eine neue LP in Mexiko aufgenommen — leicht, minimalistisch, verspielt. Dann kam die US-Wahl und mit ihr eine global-politische Situation, in der Leichtigkeit und Verspieltheit keinen Platz mehr hatten. So entstand in einer einwöchigen Studio-Session European Song, ein Album, dessen einzige Stimmen die des Protests sind.
Kreidler wollen ihr neues Werk als Aufruf zur Empathie in gefährlichen Zeiten verstanden wissen. Als Musik des Widerstands und des Kampfs, als Aufruf gegen Unterdrückung und Appell für mehr Ideen und Veränderung, Neuerfindung und Verbesserungswillen.

Kristina Kaufmann, Spex D März 2017 | Kristina Kaufmann, Groove D März 2017

So verbinden sich rastlose Beatmuster mit sphärischen Grooves und langezogenenm Fiepen zu einer harten Stop & Go-Action, die sich in den Gehirnwindungen festsetzt. *****

Fabian Hauck, inMusic #96 D Mar/Apr 217

Auch auf ihrem neuen Album European Song, drei Jahre nach dem Vorgänger ABC entstanden, erweisen sich die in Düsseldorf gegründeten KREIDLER wieder als Meister der Abstraktion, die ihren speziellen Techno-Pop-Avantgarde-Post-Rock-Ambient-Hybriden in der Tradition von DAF und KRAFTWERK mit beeindruckender Präzision umzusetzen verstehen.


Dazu reichen ihnen erneut gerade mal dreißig Minuten, was angesichts von nur fünf Stücken dann doch wieder relativ viel Zeit ist, wobei viele Bands, die im Bereich von Electronica und Instrumentalmusik arbeiten, eher zu extremer Überlänge neigen.


KREIDLER wirken dadurch insgesamt angenehm entschlackt und sind mit ihrem auf Schlagzeug, Bass und Synthesizer reduzierten Sound nach wie vor ein echtes Groove-Monster, angetrieben vom Schlagzeugspiel Thomas Kleins, einem der momentan besten deutschen Drummer.


In der Regel wirft man Instrumentalmusik immer eine gewollte Sprachlosigkeit vor, da sich die beteiligten Musiker aus rein künstlerischen Gründen anscheinend nicht zu bestimmten Themen äußern wollen.


Insofern kann Musik ohne Worte auch nicht politisch sein. KREIDLER sehen das durchaus anders, weshalb das Album auch den Titel European Song trägt, während die unterschwellig aggressive Ausrichtung und sich gegen Ende immer weiter steigernde Düsternis des Gesamtsounds für die Band selbst offenbar eine Art Exorzismus oder Voodoo-Ritual darstellte in politisch und gesellschaftlich unübersichtlichen und schwierigen Zeiten.
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Thomas Kerpen, Ox Ausgabe #131 April/Mai 2017

Im Jahr 2017 holt Kreidler ihre eigene 24 Jahre alte Zeugungshistorie wieder ein. 1993 initiierten Thomas Klein, Andreas Reihse und Stefan Schneider ein Deutsch-Niederländisches Projekt gegen den aufflammenden Rechtspopulismus in beiden Ländern.

Leider hat sich an der Dringlichkeit eines künstlerischen Aktionismus in dieser Thematik heute nichts geändert. Eher im Gegenteil. So packten Kreidler ihr bereits fertig produziertes ins Archiv, denn ihr leichter, minimalistischer und verspielter Ansatz schien ihnen angesichts des Schocks der US-Wahl unangebracht. Kurz entschlossen wurde ein Studio gebucht und die Band suchte in spontanen Improvisationen nach einem adäquaten Ausdruck.

Und diesen Druck haben Weinrich, Paulick, Klein und Reihse beeindruckend festgehalten. Auf European Song werden wir Zeugen, wie Kreidler in lange nicht gehörter Dichte gegen die eigene Unruhe anspielen und ein alarmierendes und apokalyptisches Statement hinterlassen. 4/5 Dennis Behle, Westzeit April 2017

Kühle Schönheit (..) brutal, treibend und entrückend

Konstntin Maier , Intro April 2017

Neues Album von Kreidler — Akustischer Sichtbeton
Die Düsseldorfer Band Kreidler vertont mit ihrem neuen Album „European Songs‟ Werke des Künstlers und Filmemachers Heinz Emigholz.

Umtriebige rheinische Brutalisten: Kreidler | Foto: Chris Ralli & Melina Pafundi

„Alle Gewalttätigkeiten vergangener Jahrhunderte erscheinen wie neu erdacht. Versprochen ist versprochen: Hinter den Schwarzen Löchern des Universums lauern eschatologische Paradiese.‟ Wie ein Orakelspruch stehen die Sätze des Künstlers und Filmemachers Heinz Emigholz vor den ersten Tönen von „European Song‟.
Das Zitat des Künstlers, der einen beachtlichen Teil des Œuvres der Düsseldorfer Band Kreidler verfilmte, stammt aus einer Serie von Notizheften, die Emigholz während der Siebziger in New York mit Skizzen und Kommentaren füllte. „Zeichnung No. 391 — Die Chinesische Landschaft‟, der dieser Aphorismus zur Seite gestellt ist, zeigt eine groteske Szenerie, die Emigholz folgendermaßen kommentiert: „Aus den Öffnungen und Ritzen einer perfekten Küche wachsen bananenförmige Dildos — oder sind es Mondsicheln? Eine Frau putzt, kocht und spült sie ab, ein Kind hält ein Exemplar davon ratlos vor sich in der linken Hand und schaut ins Nichts. Eine Haushaltsrolle wartet auf ihren Einsatz. Auf den Holzdielen foltern Ureinwohner ihresgleichen mit Analdehnungen.‟
Es ist eine augenscheinlich absurde und doch enorm angespannte Position, in die das Bild seine Betrachter drängt. Eine erzwungene Verschränkung von Vertrautem und Fremdem: Einerseits steht die „perfekte‟ Küche in ihrer Modellhaftigkeit stellvertretend für jede und folglich auch meine Küche, während die Absurdität dieser geradezu unmöglichen Situation befremdlich wirkt.

Angst vor dem Fremden
Die Spannung lässt sich partout nicht auflösen, denn das Format der Zeichnung kettet beide Konstellationen unablösbar aneinander und unterdrückt obendrein den instinktiven Drang nach Abstandnahme. Beklemmung, eine ans Pathologische grenzende Angst vor dem Fremden im Eigenen — das ist das Gefühl, das Emigholz mit schlichter Comic-Ästhetik zu vermitteln versuchte. Ein Gefühl, das Kreidler nun in Musik übersetzen.
Die eschatologischen Paradiese, vom jüngeren Verlauf der Geschichte ihres paradiesischen Gehalts beraubt, ähneln zunehmend trostlosen Endzeitszenarien. Kreidler arbeiten sich an dem Soundtrack für ein Europa ab, das allenthalben von wiedererstarkenden Rassismen und Nationalismen geplagt wird. Nichts daran ist schön, weil die Frage nach dem Schönen, dem Wohlgefälligen weil zwecklosen, wie es noch Kant verstand, bis auf Weiteres vertagt ist.

Dem Quartett geht es auf klanglicher Ebene mehr um Ethik als um Ästhetik. Darum, dieser befremdlichen Kälte, die einen aus den medialen Bilderwelten heraus anspringt und bis in die eigenen vier Wände verfolgt, ein akustisches Pendant zu bauen, sie in verdichteter Form hörbar und derart zum Gegenstand der Reflexion werden zu lassen. Das Album wird so zum Versuch einer Gegenwartsbestimmung, die notgedrungen düster, starr und klanglich kühl ausfallen muss.

Architektonische Qualität
Ethik statt Ästhetik, das war zuletzt auch Leitspruch der architektonischen Brutalisten, die im England der fünfziger Jahre damit begannen, Wohn- und Geschäftshäuser aus nacktem Stahl und Beton zu fertigen. Die Referenz passt, nicht nur, weil einen Teil des Plattencovers von Kreidler eine Sichtbetonfassade ziert, sondern auch, weil ihrem Klangkosmos eine architektonische Qualität innewohnt, die seit dem 2009 erschienenen Album „Mosaik 2014‟ immer deutlicher zutage tritt.

Der Architekturtheoretiker Reyner Banham bezog sich nicht auf die Musik, als er schrieb: „To construct moving relationships out of brute materials.‟ Aber eben darum geht es: Eine Klang­architektur zu schaffen, die das Rohmaterial — allen voran Thomas Kleins unerbittlich maschinelles Schlagzeugspiel — mobilisiert und dabei den Zeitgeist aufnimmt. „European Song‟ ist akustischer Sichtbeton. Und dabei doch nicht ungelenk oder inhuman.
Es steckt Bewegung in diesem störrisch hämmernden Ungetüm, ein Verlangen nach Ausbruch: Dieses augenblickliche und unkontrollierte Aufflackern der Gitarre in „Coulées‟ und der gedämpfte und nach Luft ringende Aufschrei des Stimmfragments in der Variation des ewigen Nietzsche-Themas „No God‟. Und wo Bewegung ist, da ist immer auch Aufbruch.

Robert Henschel, taz D May 2017

Neue Ernsthaftigkeit
Im neuesten Film von Heinz Emigholz „2 + 2 = 22 [The Alphabet]“, den er auf der diesjährigen Berlinale vorstellte und der hoffentlich bald auf DVD erhältlich sein wird, konstrastiert er Aufnahmen der Recording Sessions von Kreidlers „Alphabet“ mit den Bildern der Architektur in der Stadt Tiflis, in dessen Studios das Album aufgenommen wurde. Schon oft waren Thomas Klein, Alex Paulick, Andreas Reihse und Detlef Weinrich im Hintergrund für Emigholz tätig, nun sind sie zum ersten Mal auch die Protagonisten. Ein sehr sehenswerter Film, der Musik und Bilder auf kongeniale Weise verbindet und vor allem sichtbar macht, mit welcher kühlen Akribie die Mitglieder von Kreidler arbeiten.

Dass Instrumentalmusik durchaus politisch sein kann, beweisen Kreidler einmal mehr mit ihrer neuen Platte „European Song“. Eigentlich sollte es wohl ein leichtes, verspieltes Album werden, Aufnahmesessions in Mexiko brachten vielversprechende Ergebnisse. Doch dann wurde in den USA gewählt, und vorbei war es mit der Leichtigkeit. Es spricht eine ungeheure Wut aus diesem Album, und gleichzeitig eine Entschlossenheit, sich dieses Europa nicht von den Trumps und AfD-Honks dieser Welt kaputtmachen zu lassen.

Auf der Bühne der Berghain-Kantine, wo Kreidler im Mai ihr neues Album vorstellten, wirken sie wir der Inbegriff der deutschen Ernsthaftigkeit – kein Lächeln huscht über ihre Lippen. Aber genau das liebt das Publikum auch an ihnen, und die Tatsache, dass die vier Musiker den kleinen Raum in kürzester Zeit zum Beben bringen. Mag sein, dass die da oben unterkühlt wirken, ihre Musik dröhnt und wummert so sexy wie der fetteste Soul es nicht könnte. Und plötzlich wird einem klar: das ist analoger Techno, eine halbelektronische Supersause. Soll Trump ruhig kommen, er hat keine Chance.

Tina Manske, Culturmag D 2017

Es bedarf bekanntlich keiner Worte, um politische, aufrüttelnde Musik zu machen. Die Düsseldorfer hatten bereits ein komplettes, in Mexiko aufgenommenes Album fertiggestellt – doch dann kam die US-Wahl. Entsetzt vom Ergebnis, archivierte das Quartett das Werk und schuf ein neues, mit hörbarer Wut. Die fünf Tracks verströmen aber nicht nur Unbehagen, sie wollen den Hörer buchstäblich bewegen – bewegen, etwas zu tun. "Love! Unite! Get organised! Peace!", so steht es in den Linernotes: Ein Aufruf, die in ganz Europa anzutreffenden häßlichen Fratzen des Populismus' zu bekämpfen.
Dieses Album ist ein möglicher Soundtrack dafür: Düster, aber nicht hoffnungslos.

NN, Connaisseur D 2017

Wenn die politische Wirklichkeit die eigene Kunst einholt, dann spielt es keine Rolle mehr, wie viel zeitliche und persönliche Ressourcen man schon in ein Projekt involviert hat, man muss sich einfach den neuen Gegebenheiten stellen.

So oder so ähnlich muss der innere Prozess bei Kreidler ausgesehen haben, der zum Verwerfen von dem, was ihr neues Album werden sollte, und dem, was es geworden ist, geführt hat. Angetriggert von Erdogan, Trump, Puttin und Co, haben die vier Düsseldorfer sich der Dringlichkeit der Welt gebeugt – und ein bereits fertiges Album ada acta gelegt, um sich auf die neue Weltordnung einzulassen. Das alles thematisieren sie auch in den Linernotes zu “European Song”, ihrem dreizehnten Album, das, passend zum Gestus der angesprochenen Unsicherheiten, auf dem Cover eine Arbeit der Kölner Künstlerin Rosemarie Trockel zeigt, die das Ende der kapitalistischen Träume manifestiert.

Soviel zu der Haltung und den Handlungen hinter “European Song” – aber kann man all das auch hören? Nun, die Antwort ist ein klares “jein”. Ja, die Stimmung der fünf Stücke ist verhalten und traurig, das Spiel der Band oft stehend im Sinne der Verweigerung von sonst in ihrem Repertoire der Gesten gängigen Dynamiken. Aber jenseits von “so hören wollen”, muss man sich fragen, ob man sich hier nicht einfach den politischen Implikationen als Hörer ergibt, und die den fünf Stücken innewohnende existentielle Düsterniss nicht eher an dem schon länger präsenten Zeitgeistbefindlichkeiten zwischen psychedelischen Experimenten, einer neuen Ambient-Schule und Drone-Avantgardismen geschuldet ist (..)

Thomas Venker, kaput 2017

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ITALIA
The Kreidler were in a recording studio, in Mexico City, when they were hit by the news of the election of US President Donald Trump. They felt, therefore, the need to adhere to the mass of artists, intellectuals and ordinary people who, in those days, were protesting against the new order, they abandoned what has been done up to that time to focus on a more intense work, with more pronounced rhythmic and more weight matters than the original idea on which they were working and that, at that point, felt decidedly inadequate to the new socio-political conditions that had appeared threatening on the horizon.
With renewed vigor they realized the studio live sessions of "European Song", a record that maintains the suppleness and the icy nonchalantly of the the German quartet, but contaminated by a slight claustrophobic feeling, an intensification of the accents as if to face up to exorcised, the fulfillment of such a political event similar to a nightmare that had seemed, until then, rather remote.
The studio works then polished the sound without compromise its spontaneity.
However, Kreidler not possess the political urgency of the Clash or the electronic accuser devastating explosive power of Mark Stewart. They do not have the verbal power of Bob Dylan, who seemed to be revolutionizing the entire counterculture of the years 60s. They keep within what might be called a classical electronic, with obvious references to the insights of Kraftwerk and rhythmic asides typically krautrock as, for example, in "Kannibal" a delicious obsessive minimal fresco that slows and lyophilized the NEU! experience during his 5:45 minutes.
As usual, there are no vocals, so the revolutionary element is likely to remain confined to the mere declaration of intent, to an initial idea to which the listener can access to create his own world within the minimal landscapes and Geiger counter discharges which constitute the central core of this quartet in business for over 23 years.
"Boots" is adventurous, with bold and natural fascination solutions, which results in an uncontrollable sensuality as to prevent it from any French May ambitions, but rather an aura of peaceful opposition along the lines of the Praha Flowers Revolution.
"Coulees" is jaunty with his microtones and broken waves colliding with the dust of drum machines shattering of rhythmic obsessions. Rituals drifts that clash with Central European yearnings of pan centric vision.
A no explicit record, but that stimulates reflections, like a divining rod that will help you to search the rebellious spirit that houses in your minds, helping in achieving the awareness needed to be able to live the difficult days ahead.
Rating: 8/10

Schoolboy Johnny Duhamel Dandy's me I 3 2017

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NEDERLANDE
het op

Fijne plaat, 4.0 out of 5 stars
Ge-wel-dige muziek !

Ron Tourlamain, NL

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SWISS
Die Welt macht oft einen Strich durch die eigenen Pläne — so mussten auch Kreidler spontan umdenken, kurz vor dem Mastering ihres neuen Albums. Denn obwohl die Band aus Düsseldorf zufrieden mit ihren neuen Songs war, schienen diese nicht mehr auf unseren Planeten zu passen. Vorherrschende Stimmungen wie Xenophobie und Hass schreien direkt nach einer Reaktion und somit trafen sich die Musiker noch einmal im Studio in Hilden, um neue Improvisationen einzuspielen. ‟European Song” ist somit eine Bestandesaufnahme in fliessendem Krautrock und eingestreuter Electronica. Und eine passende Fortsetzung der Bandgeschichte.
Kreidler standen schon immer für eine interessante Mischung aus Techno, Rock und Leftfield. Ihre Lieder bleiben auch auf ‟European Song” oft zurückhaltend und spielen mit den gegebenen Rhythmen und Melodien. Die Musiker waren bei der Aufnahme spontan, benutzten aber keine Overdubs oder grosse Produktionszaubereien. Stücke wie ‟Kannibal” oder ‟Radio Island” atmen den freien Geist und wirken wunderbar geformt. Und es passt, dass hier keine Gesänge zu finden sind. So wirkt die Musik in ihrer Reinheit.
Sicherlich, eine direkte Antwort auf die momentanen Probleme ist die neuste Scheibe von Kreidler nicht — aber auch keine Verleugnung. Man spürt die Absichten und mit sich immer stärker steigernden Liedern baut die Band eine gute Spannung auf. Somit ist ‟European Song” ein Gemeinschaftswerk und präsentiert Musiker, die fantastisch aufeinander abgestimmt sind. Und ja, auch die billig wirkenden Klänge aus den Synths sind gewollt — in der heutigen Zeit glänzt schliesslich auch nicht alles. Aber wir sind alle gemeinsam da, wie Kreidler es vormachen.

Michael Bohli, Art Noir CH 3 2017

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UK
Düsseldorf's 2nd greatest band return with a new album of improvisational krautrock inspired by modern society’s plummet down the toilet.
Who would have bet on Düsseldorf veterans Kreidler to be among the first bands to do a ‘John Oliver’ and deliver a musical riposte to the unfolding Trump era? According to Bureau B, Detlef Weinrich and his fellow Kreidlerites had wrapped up a new LP early last year that showed a more playful and light side to the modern-day dark kraut-poppers. The ‘brutal shock of the US election’ left the band thinking this album wasn’t the correct message to send out so they swiftly set about laying down tracks for an all-new LP more in line with their trademark rhythmic dystopia. ‘European Song’ is the result of those swiftly-convened sessions, a five-track album rife with nervous energy that is all the more impressive for being improvised one take recordings. The politically-loaded inspiration doesn’t bear too much of a weight on the music though, acting more as spontaneous impetus to drive Kreidler’s refined chaos. Fans of their classic 2010 album, ‘Tank,’ will love this new Kreidler set with both Kannibal and Radio Island bearing further traces of the band’s giallo love. The latter finds the band achieving a particularly devilish harmony, twisting abstract kraut rhythms with fluttered melodies over 13 intense minutes.

NN boomkat UK Mar 2017

subterranean panic transmissions (Electronic Sound #28) UK April 2017

KREIDLER: A EUROPEAN SONG THAT REACTS TO WORLD-WIDE EVENTS
Based in Düsseldorf, Germany the music of Kreidler takes electronic sounds and successfully combines them with organic instrumentation to create music that has life but is also adventurous, slightly otherworldly and offers angular progressions. Nevertheless, melody is important to the arrangements. This is electronic music with a loose, rhythmic flow. The band was formed by Thomas Klein, Andreas Reihse, Stefan Schneider (who would leave to work on his To Rococo Rot project) and Detlef Weinrich. Alexander Paulich is here on bass for this album.
And what of this album? Its a bit of a rush job, to be honest. Mainly because this album wasn’t supposed to be released. That original creation, which sits ‘in the can’ for now, was lighter and more playful in tone. Since the US elections and the emergence of President Trump, the band decided that a wholly different tone was needed and this album is the result. Maybe this is the reason why the CD features 35 minutes of music. Pretty brief for this genre. That said, the music is infused with emotion and so those 35 minutes contain some pretty concentrated beats. The speed of the turn-around is also due to the nature of the production, a ‘live’ recording in the studio, right off the back of a tour which meant that the band were fighting fit in terms of musical cohesion. And it shows. This is one ‘tight’ album. The tone is one of distress, of intense anxiety and a freezing of that moment. It sounds as if the group is running around the studio without much idea what to do next. I don’t infer a lack of talent or professionalism by that comment. Rather, this is a reactive album. A response to events, as it where. The electronics tend to dwell on them and do so for 35 minutes. That initial emotion is examined from every angle and each facet of it is teased and presented to you as a sort of reminder or even a sort of notification. Disturbing and rather troubling. The band wants to rattle cages.

Paul Rigby Audiophile Man UK Mar 2017

EUROPE ENDLESS: KREIDLER TALK
"The world seems clearer if you think you know your enemy. But it's a complacent distraction from the real problems".

"When I was six years old I learned how to use the cassette recorder at home. I had a toy guitar, but I didn't know any chords then. I would drop a microphone into the sound hole and overload the signal and get excited by shaping the sound. It was experimental in the purest sense. My brother and I would record entire 'albums' that way. My parents finally got a car with a cassette player in it - then we could listen while driving around. That definitely solidified my self-concept as a recording artist".
Alex Paulick tells me about his first forays into noise manipulation, a decade or so before joining up with his bandmates in Kreidler - Andreas Reihse, Thomas Klein and Detlef Weinrich. This primary school sonic science experiment and further exploration in music and instrumentation ran in tandem with the youthful Andreas' art aspirations. Is there a theme here?
"At 14 years old I published a strange little zine named 'Ohne Netz', a collection of my drawings, poems and stories, influenced by Dadaism. Puberal, of course. Issue 5 was a cardboard roll with drawings, and my plan for #6 was a tape". Andreas told a friend, who suggested they record the music together. "I hadn't even thought of 'live' recordings. I had a cassette recorder, but no mike, so what I did was a collage of short-wave and medium-wave radio signals, switching channels back and forth on my hi-fi system. The name of the cassette was 'King Dada - Seid nett zur Natür'". Three other cassettes with his friend as 'Mutual' followed, and his little zine transformed into 'Roy Savoi', his "other obsession" with comic books.
Thomas had a more spontaneous experience, on his final day in school. "I performed sort of a punk rock gig with a bunch of dilettantes on the school staircase. It kind of kicked me and felt a bit like a riot. From there it started to become viral".
Kreidler formed in Düsseldorf in 1994. Andreas, Thomas and original member Stefan Schneider had been playing together as Deux Baleines Blanches, and collaborating with other musicians and artists across Germany and The Netherlands. The collective organised concerts and events in defiance of the the rise of right wing populism across the countries. On this political pathway they encountered DJ Sport aka Detlef, and in the same summer released their debut album, 'Riva'. Their unconventional sound had ancestry in the geographical imprints of Kraftwerk and NEU!, forging live rhythms with experimental electronics and synths and necessary forays into spoken word. Over the next few years, their sound encompassed shades of post-rock and flirtations with electro-pop yet remaining an unspecific amalgam, likely due to their significant side projects. Stefan left towards the end of the Nineties to concentrate his work with To Rococo Rot, with his place on bass taken up by Alex.

"I first started playing with the band in 1999, soon after the second album came out. Kreidler had already established a unique and unconventional sound, I'd seen them live a few times and was fascinated by the records. It was with Kreidler that I developed a kind of modular, geometrical approach to playing. And I learnt that how a note stops is just as important as how a note starts. In that sense, external influences weren't so relevant. It was more about the internal influence of the band constellation".
After initially working with spoken word, the band moved into primarily instrumental work, although they have had several guest collaborations and vocalists including Chicks On Speed (including a cover of the Nick Cave-Kylie Minogue duet 'Where The Wild Roses Grow'), Argentinean Leo Garcia and the Scottish enigma Momus. Was their any reasoning behind that? The music was "stronger" without vocals Thomas tells me, although he recalls sharing a gig with Nicolette ("she would have been perfect at this time"), and Andreas agrees. 
"She supported us with a DJ set on one of our first London gigs. We actually met a couple of times. The most glamorous breakfast I ever had was with her and Lady Miss Kier - in Düsseldorf, haha. In hindsight, yes. But back in times there wasn't even the thought of asking her. Or anyone. With Momus I am befriended, I see him quite regularly, he lives in Osaka but has a storage space under my studio. The ideal vocal contributor from all time, David Bowie, sigh…"

There has always been an abundance of side projects with the members of the band throughout their history. The absent Detlef is probably best known currently as his alias Tolouse Low Trax and his role as resident and programmer at Salon des Amateurs in Düsseldorf. Thomas and Alex also work with their respective partners as well as solo projects. There are also art installations, graphic design and music biography translations (Alex has just finished a book of conversations with Can's Irmin Schmidt). Is there ever any danger that the passion for them may jeopardise the core of the band?
"It's more symbiotic", says Alex. "I don't think Kreidler could continue without having other outlets. I think the external projects enable us to come back to Kreidler with a new set of co-ordinates. We only get together when there's something to do - either for recording or concerts - and it immediately feels familiar. The clash between our different intentions is strangely reliable". 
Thomas tells me that the band had to withstand a lot of collisions and tensions over the past 25 years. "Kreidler is not that archetype rock cliche band of buddies. It´s more a regular meeting of diverse intentions or ideas working on something and in the end deciding if the result fits through the Kreidler keyhole".
One of those ideas that was pushed through said keyhole was the iPhone concert project in 2010, part of an exhibition in the NRW Forum, Düsseldorf, curated by Werner Lippert, the German art historian. Lippert had heard of Brian Eno's app for the device and asked Kreidler to perform with it. 
"We answered we'd love to, but we have no iPhones", says Andreas. "So our artists fee was an iPhone each and two glasses of homemade quince jam. We didn't use the Eno app, it's fun but not directed to artists". Did they relish the limitations? "For me that was never ever something I gave a second thought about. It doesn't matter what kind of gear I use in what kind of medium, whether I am writing, or drawing, or playing any kind of musical instrument, it's the same universe, the same idea behind it. And, regarding limitations, we always set them. Exploring yes, but no noodling".
"The interesting thing about the iPhone sets is that our way of making music together stays very similar", Alex adds. "The improvised pieces have a dramaturgy that feels much like our usual live lineup. It's quite a revealing exercise".

Kreidler's latest album 'European Song' has just been released on Bureau B. It's a mesmerisingly edgy and tense set. Dark and paranoid, the fluid rhythms pierced with schizy sequences and backed up with brooding, malevolent bass work. According to the press info sent ahead of that, the band were working on an album that was "lighter, more minimalist and more playful" at the time of the US election result, and changed direction for this spur of the moment response. Alex tells me more.
"We were in the final stages of a very different record in the first week of November. We were actually making a clear attempt to avoid our usual line-up and roles, to step away from the weighty, churning band sound of the last few records. But it suddenly felt like the wrong moment to release an exploratory record. We agreed that we needed to do something decisive and direct. So we did".
The album title refers to the "history of a continent that has previously surpassed all others in self-destruction". Coinciding with the release of this album, one of Europe's member states has formalised processes to leave the union. What were their thoughts on the UK decision, and other EU countries falling under the pressure from media fanning flames of right-wing populism? Alex is a UK citizen, but with living outside the UK for longer than 15 years ("which qualifies me as 'disenfranchised'") wasn't allowed to vote in the referendum.
"I took that very personally. Nationalism has proved itself wrong every time. I'm under no illusions that the EU is a perfect solution, but it has led to an unprecedented period of peace in a region that was almost constantly at war somewhere. For me, the essential appeal of EU citizenship is that it is post-national. I definitely stand behind the notion of citizenship, but it involves participation rather than nationality. I decided to hold onto an EU passport for the sake of my family - and Kreidler. When Article 50 was triggered, I jumped on my bike and applied for German citizenship - simply to retain my EU citizenship".
"Europe is a trace through all our records", Andreas adds. "The idea of Europe Endless with arts and science in the center, a world free of big corporations, free of stock markets, free of church, a border-free, war-free, sexism/homophobia-free, nationalism/xenophobia-free world. European Song. A role model. And yes, world. I am talking about world".

I share with the band a Guardian documentary I had recently watched called 'Internet Warriors'. It's a disturbing short film on the trolling culture which has spun out of control globally through media political bias, fake news and social media. Should anything be done to control this vitriol, or could that be considered censorship? It's nothing new, says Alex.
"We used to call it 'lies' or 'propaganda' or 'disinformation'. The problem is that it spreads much faster these days, and can be targeted directly at those who are most likely to believe it. I think people have always lived in social bubbles that lead to confirmation bias - just think of organised religion. But the social media echo chamber makes things more complicated. As usual, certain corporations are complicit in the spread of lies for profit". 
"What could be done is to put money into education", states Andreas. "Educate people. Fake news is for the stupid. Always has been. Go back in time as far as you want. The stupid voting for their own butcher".
"It makes me wonder if hate is an unavoidable human tendency", questions Alex. "The world seems clearer if you think you know your enemy. But it's a complacent distraction from the real problems. I expect history will look back on these years as a period of transition - but a transition to what? It seems that some people are realising how much is at stake and becoming more engaged in civil society. That's encouraging".

Kreidler - European Song is out now on Bureau B. Follow them on Facebook.

Andrew Thompson, The Ransom Note UK 10 2017

For an established creative outfit to dump an album's worth of material in favour of darker explorative music due in part to newly-manifested political forces and subsequently elected crazies across the world, things must be bad.
Progressive stalwarts Kreidler were some distance into piecing together a new album in 2016 when almost overnight, a certain rich and self-satisfying embodiment of all that was culturally and sociably intolerable in '30s/'40s Europe trounced opinion polls to spread his own 21st-century new world order in his own homeland. Thus European Song was born and this quartet end up creating their most intense yet coherent cohesive long-player to date.
The five tracks range from the dystopian and filmic opener Boots, the almost-funky Kannibal and naggingly-insistent Coulées through to the 12 minutes-plus mindmelt that is Radio Island, the album's pivotal and epic counterpoint that builds and builds, deconstructs then builds again into a rhythmic powerhouse. There are no vocals, merely layers of hi-hats, cowbells, synth riffs and stabs and a one-note bassline that propels the whole thing towards a neck-nodding conclusion.
Things don't let up on the portentous No God, a somewhat tribal apocalyptic curtain-call on an unrelenting yet accessible album that is by turns driven by the darkest fears and brightest hopes.
8/10

Paul Pledger, Flipside UK 10 2017

While not related to the classic Roxy Music track, Kreidler play music in a different style but of a same league. Their music could be similarly arresting but was also sometimes too studied and doctored. After they allowed their routine to be changed by The New White House Idiot - many seem to forget those similar zealots Nixon and Reagan that went before - Kreidler decided to record a surprise mini-album of music which they had composed and played on their current tour.

There is vibrant vitality from the first moment. 'Boots' kicks off in swanky style with solid elegance. Tribal repetition on 'Kannibal' results in a quirky and excellent dance floor filler. Minimalistic extrapolation of such lively and direct beats, including a fabulous but most modest drop of the bass, on the following number 'Coulées' brings on string sounds as if Steve Reich were on an exotic adventure.

The LP's second side leads us to 'Radio Island' which employs hypnotic percussion bells. Step-by-step the (electronic) keyboards churn out small and mesmerizing alarm signals like a ghost ship on a steady course. This epic omen which is thirteen minutes in total length becomes with its dry funk beats trance-like in its latter stages. The impromptu album closes in similarly funky and undeviating style with 'No God', which is like a hands-on epilogue to a blast-off session. Where's the action? Listen, here it is. It comes on (golden) vinyl and on CD.

Maarten Schiethart, Penny Black Music UK 10 2017

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USA
Kreidler's fourth album for Bureau B was recorded spontaneously on November 21, 2016, the day after Donald Trump won the United States presidential election. The group had already finished a new full-length earlier in the year, one that was reportedly more playful and positive than their usual work, but they felt that it was inappropriate to release such an album given the political circumstances. Given that Kreidler are an instrumental band who seem equally informed by Krautrock groups like Neu! and minimal techno producers such as Ricardo Villalobos, one wouldn't expect a grand political statement from them.
The liner notes include a rallying cry of "Love! Unite! Get organised! Peace!," as well as quotes from David Dunning and Heart of Darkness by Joseph Conrad, but there isn't a lengthy screed about injustice or the corrupted media system. Musically, it's certainly dark and tense, but it's not oppressively gloomy, or angry. Only on rare occasions (such as closing number "No God") do Kreidler sound like they're on the brink of a panic attack. An element of suspense is evident throughout the album, though, and the music often has an undercover groove that could easily soundtrack certain scenes during a spy thriller. The four musicians (Thomas Klein, Alexander Paulick, Andreas Reihse, Detlef Weinrich) are highly focused, and the tracks seem structured and concise rather than like tossed-off jam sessions.
The most sprawling selection is the 13-minute techno track "Radio Island," which features interlocked live and electronic drums as well as an eerie, whistling synth riff that appears sporadically. The other tracks are all five or six minutes each, with the highlight being the funky yet anxious "Kannibal." On much of this album, it seems like Kreidler are enraptured by the process of creating music and enjoying themselves too much to worry about pressing issues, so even if the album isn't the type of cathartic reaction one would expect, it's still a worthwhile form of release, and an enjoyable listen.

NN allmusic.com USA 2017

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KREIDLER EUROPEAN SONG   Bureau B   April 2017

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