Pressselection 1998
Au-Pair   Appearance and The Park   Coldness   feature, interview, live review

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Au-Pair, 12",CdS (Kiffsm, Mute) reviews charts

 
Au-Pair reviews

Magic, magic stuff from Germany's answer to Tortoise that uses all the usual post-rock trickery but heads out on a trajectory that's both unique and utterly compelling. Maybe it's the soaring strings. Or the skewy bass riff. Or the tight-edged funky drumming. Or the way the whole thing builds up into the kind of climax the G-spot was discovered for. The next album should be blinding.

Calvin Bush, Muzik, UK 06 1998

Taken from the forthcoming album, Au-Pair is a delicious slice of electronica. Pure lush electronics laid over seasoned percussion to create subtle and melodramatic soundscapes. Essential.

Alex Knight, i-D, UK 05 1998

The title track is a pure piece of pop, the kind of thing that is capable of altering your mood, even on the worst of days. A simple, picked guitar line roots itself into your consciousness, as live drums and orchestration wash your head out, with space pop blues to soothe your soul.

NN, Wax, 06 1998

Kreidler's fusion of live musicians and electronics provides an inviting sense of elegant simplicity. The live lead track is a heart-warming slice of pop grace, as lush strings and tuneful bass manoeuvres ride a swinging groove. There on in things get a little more strange, but no less impressive, as the fragile pulses of Gain meander across the frequency spectrum, while, Now the Necessity utilises a defiantly daft mutating hook and piercing tones to create an urgent shrillness that you either love or loathe.

Jonathan Bunn, Sleaze Nation, UK 05 1998

Avant garde German types get supple and surprisingly accessible with lush strings and a chilled leftfield dub flavour on a track that build and builds with stately elegance. Another sign that "experimental" and "nice tune" can live in harmony.

Dorian Lynskey, Mixmag, UK 05 1998

More sublime music from Kreidler, warming up for their second album with this 3-tracker, 'Au-Pair' is warm, reasuring and beautiful with a loping downtempo groove; 'Gain' is almost electro in style; and 'Automatic Tunnel ' is cooler and more distanced. Music to fall into.

Tom Robbins, Magic Feet, UK Summer 1998

German art-rock trio Kreidler grace their electro-infused live grooves with some gently celestial strings, coming up with a cool 'Bitter Sweet Symphony' to soothe the snootiest members of the post-Tortoise crowd.

Robert Heller, NME, UK 03 1998

(...) Aki:"If I get a hangover and I listen to this in the morning, I get confused."

Tony Naylor & Warm Jets, Melody Maker, UK 04 1998

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Au-Pair charts

NME - DANCE SINGLES of the YEAR
1 Stardust 2 Fatboy Slim 3 Beasty Boys 4 Jurassic 5 5 Company Flow 6 Massive Attack 7 Plone 8 Jungle Brothers 9 Les Rythmes Digitales 10 Lauryn Hill 11 Super Collider 12 Wildchild 13 The All Seeing I 14 Scott Grooves 15 Kreidler - Au-Pair 16 Freq Nasty 17 Deadly Avenger 18 Bomb 20 19 Monkey MAaia 20 Ceasefire vs Deadly Avenger

Dance Singles of the Year, NME, UK 12 1998

Turn ons - What's going on the NME stereo
1 Fatboy Slim 2 Jeff Buckley 3 les Rythmes Digitales 4 Lo-Fidelity Allstars 5 Jesus Lizard 6 Fugazi 7 Pan American 8 Kreidler - Au-Pair 9 Mark Lanegan 10 Make-Up

Turn Ons, NME, UK 03 1998

The Muzik Box
2-D spheres causing heavy vibrations this month
Mark Ambrose, Stardust, Eddie Amador, Matrix, Skinny, Full Intention, Seven Dub, Kreidler - Au-Pair, Rasmus

The Muzik Box, Muzik, UK 05 1998

Mr Scruff - Eardrum, Off Centre, Dubism, KungFusion
1 Boards of Canada 2 Gang Starr 3 Canibus 4 Man Break 5 Cooly's Hot Box 6 Terry Callier 7 Runaways 8 Angelheads 9 Kreidler - Au-Pair 10 Various

Mr Scruff, Wax, UK 05 1998

Circus Maximus 15
Farmers Manual, Various Deutscher Funk, Various Endlessnessism, Chaos Ad, Boards of Canada, Kreidler - Au-Pair, Super ESP, Various Altered States of America, DJ Spooky, David Kristian Sian, Disinformation, i-F, Future 3, EPY, Various Funkungfusion. Compiled by DJ Ridoo and DJ Scion, Circus Maximus, Radio Arc-En-Ciel, Orleans, France

DJ Ridoo and DJ Scion, The Wire, UK 06 1998

Playlist - Matt Thompson
DJ Downfall, Ui-Lab, Boards of Canada, Bel-Air, X-ecutioniers, Bjorn Torske, Sandbenders, Red Snapper, Kreidler - Au-Pair, Mark B and Blade. Matt Thompson hosts The Sunday Soundtrack on Galaxy 102 in Manchester

Matt Johnson, On Magazine, UK Spring 1998

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Appearance and The Park, Lp,Cd (Kiffsm, Mute) reviews charts

       

Record of the Week New York Times USA 2000 (Mute Edition); Record of the (following) Week New York Times USA 2000 (Mute Edition)

 
Appearance and The Park reviews

Kreidler inhabit another world entirely. Here music is the dew on a rhythmic spider's web, electronica's minutae shiver like tiny one-cell organisms, and each infitesmal sound is as unique as a snowflake. Your soul will ache for this.

NN, i-D, UK 05 1998

Irgendwie stimmt das. Was immer Kreidler mit dieser Platte wollen, sie bekommen es. Von den waghalsigen Beats "Tuesdays", die jeglichen Dubkrautrockfanatismus der bei ihrem Namen diskret aber hemmend auftauchen wird in die Irre führen angefangen, über bedrückend genau beschreibend gemalte Synthesizerpixel die stellenweise in einer leicht nervigen aber sehr zurückhaltenden Tragik funktionieren, bis hin zu dem Rubbelbild ihrer selbst das manche Stücke gelegentlich für eine Zwischenmahlzeit hinlegen, so als wüssten sie das die Darbietung nicht stimmt, nicht stimmen kann, aber so gemeint ist, daß jeder zumindest darum weiß und darin das findet was so unerwartet konkret anders nicht hätte auftauchen können. Haben sich Kreidler bislang irgendwie darauf verstanden greifbar zu sein, lösen sie sich hier auf, und treiben als Distanz zum Gespielten, aus Schlagzeug und Bass, das immer noch den Rahmen der Vernunft ausmacht in der soetwas wie Kreidler überhaupt stattfinden kann, dahin in Erinnerungen, Bildern, kurzen Szenen und Skizzen. Appearance and The Park klingt nicht umsonst wie zwei Buchtitel. Sieht nicht umsonst so aus wie die nichtgelebte Erinnerung eines Klappentextes aus 70er Jahre Küchenschränken, einem drängenden Verlangen nach dem Jetzt und einem etwas gebrochenen Verhältnis dazu, das ca. die Hälfte der Tracktitel in sich tragen. Eine Platte die viel von ihrer Einzigartig aus der Thematisierung der Angst zieht in die Belanglosigkeit einer in Körper und Bewegung gefangenen Zeit zu driften.

Bleed (Sascha Kösch), De:Bug, D 1998

Bei Kreidler liegt jeder falsch. Man mag sagen was man will, aber es stimmt nicht. Die Düsseldorfer demontieren und dementieren. Was einige für eine Schwäche halten, daß sagen andere ist die Stärke von ihnen, daß Zusammentreffen völlig verschiedener Einflüsse und Elemente die Zusammenlaufen und von abstrakter Unberechenbarkeit gekennzeichnet sind. Alt trifft hier auf neu, Schlagzeug auf Cubase, 80er auf 90er und das in so kontraststarker Form, die es nicht einfach macht. Bedrohlich wirken manche Melodien, wo andere fast kitschig, den Soundtrack einer Soap Opera darstellen könnten. "Appearance and The Park" mag sich zwar auf "Weekend" beziehen, wirkt aber geschlossener, elektronischer, besonders in der Sequenzryhthmik. Ist vielleicht auch nur einen Schritt aktualisierter und weniger Postrock, wie es andere in der Vergangenheit des öfteren bezeichnet haben. So gut wie nie fällt der Begriff Pop im Zusammenhang mit Kreidler, diesmal wird man ihn nicht umgehen können."Aur Pair", eines der auffälligsten und gelungesten Stücke, erscheint zusätzlich als Auskopplung auf Vinyl.

RRR (Triple R), De:Bug, D 1998

Schon mit seinem Opener bewegt sich das neue KREIDLER-Album erneut im Niemandsland zwischen analogen und digitalen Welten, wo die drei Düsseldorfer Klangstrecken-Konstrukteure seit ihrem viel bewunderten Debüt "Weekend" wohnen; jetzt aber haben sie es sich noch schöner gemacht. Der Titel läßt Bilder entstehen: eine verwunschene, geheimnisvolle Parklandschaft, zwar nach strengen Maßstäben und Regeln angelegt, aber kunstvoll verwildert. Hecken und Büsche mal in geometrischen, abstrakten Formen, dann wieder naturbelassen und organisch. Japanische Schlichtheit und Eleganz. Ein nicht näher bestimmbares Territorium zwischen den Orten.
Natürlich gibt es hier noch immer Schlagzeug und Bass, und auch andere Geräusche lassen Gedanken an nicht-programmierte Musik zu. Das ist aber längst kein Postrock mehr. Eher wie ein paar säuberlich geharkte, leichter gangbare Kieswege durch die sonderbare Gegend. Perspektiven und Blickwinkel ändern sich dabei andauernd. Songs benehmen sich wie kleine Miniatur-Dramen, Melodiebögen und Sequenzer-Rhythmik laufen zusammen und wieder auseinander, verdicken sich wie bei "Au Pair" zu hymnischer Dichte, um an anderen Stellen in kleinteilige Geräuscharbeit zu zerfallen. Oder einfach mitten im Stück mal kurz eine Verschnaufpause einzulegen und in völlig entlegene Gegenden abzudriften. "Tuesday", das Eröffnungsstück, verdeutlicht das bereits bestens. Ein elektronisches Acid-Loop wird nach kurzer Zeit von den Live-Drums, Orgel- und Bass-Melodien eingeholt, überlagert und verliert irgendwo den Kontakt. Kurzer, fast Jazz-mäßiger Zusammenbruch der Rhythmus-Sektion, und schon sind wir in Teil 2, einer beklemmenden Soundtrack-Strings-Collage. Man weiß eben nie, wo man ankommt, wenn man auf KREIDLERs verschlungenen Klangpfaden wandelt. Vielleicht ist dieses Moment der Unsicherheit das Geheimnis hinter der Schönheit des Albums, mit dem KREIDLER die Grenze Mensch vs. Maschine erneut auflösen. Um den Erfolg werden sie damit auf keinen Fall herumkommen.

NN, intro, D 05 1998

This innovative Dusseldorf quartet follow up their debut Weekend with some stunning new material, that reconciles a subversive instinct and melodic virtuosity. There is a purveying sense of focus and economy about those engaging incantations, that exudes an air of mystique and intrigue. A knowing innocence haunts the symmetrical harmonies and analogue aerobics as warm strings brush the polished surfaces of sterilized percussive incisions. A charming collection of engaging and ingenious grooves from pop's uncharted territories.

Jonathan Bunn, Sleaze Nation, UK 06 1998

A new Teutonic boom is injecting a sense of burbling excitement into fin de siecle art rock. Fueled by the work of Seventies kraut rockers Faust, Can and NEU!, as well as Kraftwerk's timeless knob twiddling, young German bands such as Kreidler and To Rococo Rot are creating playful fusions that are anachronistic and futuristic at the same time.
Kreidler -- drummer Thomas Klein, bassist Stefan Schneider, and electronic noodlers Detlef Weinrich and Andreas Reihse -- hail from Kraftwerk's Dusseldorf stomping ground. On their second album, Appearance and the Park, they update kraut rock's analog manifesto to include new technological blips and cutting-edge referents that draw upon everything from turntablism and the perky prose of Japan's Banana Yoshimoto to the horror flicks of Italian director Dario Argento. The result is a soundtrack for the urban animal's befuddled daily life, laced with contradictions and driven by a sense of impending cataclysm. On "She Woke Up and the World Had Changed," cuddly programmed keyboards are threatened by a live drummer's overpowering beats; on "Venetian Blind," mechanized rhythmic order duels with what sounds like an anarchic theremin, wailing in a weird tremolo. (...)
With electronic music growing ever duller and more detached, the analog optimism of Kreidler, To Rococo Rot and their peers -- Schneider TM, Mouse on Mars and Tarwater -- feels like a warm blanket. It's the soul of the new machine, as comforting as it is gorgeously strange. (RS 819)

Neva Chonin, realRhapsody, 1999

Zwölf avantgardistische Klanggemälde mit melodischen Dance-Linien und rhythmischen Drum'n'Bass-Tiefen zeichnen das meisterhafte Zweitwerk des deutschen Quartetts aus. Klang: 03-04

NN, Audio, D 06 1998

An unfeasibly funky marriage of live instruments and old-school electronica
Let's not beat about the bush - Kreidler are often wünderbar. Thes four chaps from Düsseldorf shunt the feeling and ethos of electronic music into the traditional live group axis of drum, bass and keyboards, to create a flowing, organic hybrid that remains satisfyingly elusive and accessible.
This is their second album and if you're into, say, Tortoise or Stereolab or Mouse on Mars, it's an album you should be hunting down. She woke up and the World had Changed is not only a great title, it's a great track - shifting moods and tempos with shizophrenic ease. Il Sogno di Una Cosais a tense, skeletal groover, while Good Morning City is what Euro-pop would sound like in an ideal world. Enter Kreidler's kingdom with caution - you might just not want to come back.
Top tracks: She woke up and the World had Changed, Il Sogno di Una Cosa, Good Morning City

Cal Gibson, Ministry, UK 06/07 1998

Herrlich zeitlose, schwebende Klänge aus unendlich vielen Einflüssen. Poporientierter und noch besser als "Weekend".

Michael Brandes, Komm Küssen, D 1998

Germany's answer to Tortoise continue to make difficult listening beautifully easy as their latest post-rock trajectory updates the Krautrock legacy for the Nineties. The obtuse rhythms and mercurial textures take a while to get into, but once tracks like the superb single 'Au-Pair' and 'She Woke Up' get their tentacles into you, you'll be hooked for good.

Calvin Bush, Muzik, UK 07 1998

Kraftwerk-influenced post-rockers' second album melding synthesizers with live band.
Dusseldorf's Kreidler have picked-up the torch from their krautrock ancestors and thrust it into th '90s. By steering clear of samples and allowing acoustic instruments to ameliorate whining, buzzung and droning keyboards, the youthful quartet have forged experimental pop without the prog drawbacks. Following their acclaimed debut Weekend, this also features Thomas Klein's impressive drumming and Stefan Schneider's fluid bass underpinning 12 tracks of inventive soundscaping. She Woke Up And The World Had Changed is typical: Andreas Reihse's synthesizer chords fragmented by Detlef Weinrich's electronics as the rhythm section search for the perfect beat. Au-Pair has a more fluid direction: motorik drums, toy keyboards and unremitting bass combine in Teutonic funk, over which elegiac synthesizers swoon. Coldness has the only vocal (a deadpan Weinrich) and sounds like Air doing Kraftwerk's Hall of Mirrors; while Cube is the sound of a washing machine on a berserk spin cycle.

David Sheppard, Q, UK 08 1998

Constitution-wise, post-rock is such a fragile thing: pools of silence, muffled rhythms, delicate wisps of Electronica catching a wistful mood, timid guitar parts reluctantly going out in sensible shoes for a stroll in the flatlands. As a genre it's so shy it would rather die than recognise its own existence, despite all the nice things said about it.
But post-rock's German cousins Kreidler were always more robust, always more prepared to get their hands dirty tinkering with the mechanics of the music. On their second album Appearance and The Park, the follow up to their remarkable debut Weekend, Kreidler's obsession with detail can be overpowering. You can picture them piecing the music together in a sound laboratory teeming aith analogue junk and a mass of bare wires. But at its best all these bits of junk come to life like a Quay Brothers animation. "Good Morning City" is a real novelty: a post-rock Electronica polka, a sereis of intricate bleeps and pauses choreographing quirkly steps for androids. The dance motif continues with "She Woke Up andt the World had Changed", a warbling waltz not dissimal to the retro-futurism of Broadcast. Elsewhere, on "Coldness", Kreidler rescore Krautrock's hypothetical road movie with an arthouse soundtrack.
Looking back while keeping an eye on the road ahead, Kreidler are the sound of future perfect.

Velimir Pavle Ilic, The Wire, UK 07 1998

A sly album of electronica-inflected rock from the German group who represent the acceptable face of post-rock. Keyboards and sundry electronics line up alongside drums and a bass. The particular flavour of the group's music comes in great part from the melodic presence of the bass - the 70-second strum of Plus being one of the albums most memorable tracks. Bassist Stefan Schneider has one of those skewed musical brains that throws off idiosyncrasy after idiosyncrasy. And drummer Thomas Klein is fabulous. As with Chicagoan eclectics Tortoise, the music seems curiously different at first. Then you find after a few days that it's looping in your head like crazy and it won't go away. Welcome it into your home.

Will Montgomery, What's On, UK 13th 05 1998

1998 full length from this German four-piece of post-human superheroes, recorded in luxurious 'some-fi' at Mouse-On-Mars' 'St.-Martin-in-the-Streets' studio, Düsseldorf. Their 2nd for Kiff SM, following their debut, Weekend & the brilliant remix album Resport on Stewardess. Grandiose looping, loping jams, thinly veiled as 'electronica' with hints to virtually all forms of post-1950 music. "They have attracted many, many comparisons, amongst them Can, NEU!, Tortoise, Mouse On Mars, Kraftwerk and Broadcast, though their music remains entirely their own. The album features 12 tracks, a brilliant and complete album and a significant step forward from Weekend. While still proclaiming their love for skewed melodies and a unique blend of live instrumentation and organic electronica, this new music is far more immediate and arresting than much of what has become known as post-rock."

NN, Forced Exposure, USA 1 2002

...creating playful fusions that are anachronistic and futuristic at the same time....a soundtrack for the urban animal's befuddled daily life, laced with contradictions and driven by a sense of impending cataclysm...

Wired (1/99, p.27)

Az Appereance and The Park - mintha két kislemezrôl lenne szó, de mégsem - egy artpop-zenekar költôi pop lemeze. Ez a pop véleményem szerint a legellenállóbb underground harcosokat is megenyhíti. A zenekar hitele abból adódik, hogy komolyan veszik a müfajt és magukat, a popból csupán a zene érdekli ôket, a csillogás és a szereplés kevéssé. A legutóbbi idôkig még weblapjuk sem volt.

A zenekart három müvészeti fôiskolás alakította 1994-ben Düsseldorfban, és eddig három nagylemezük jelent meg. Ezt a másodikat csakúgy mint a ez elsô, Weeekend címüt, basszus gitárra, dobra és elektronikára hangolták. Mindezek az eszközök elegendôek ahhoz, hogy a felszínre hozzanak egy egész kincsesbányát. A szégyenlôsen egyszerü basszustémákat és dobmeneteket, apró, alig hallható pisszenések, nyekergések, és bársonyos szintetizátor melódiák egészítik ki. Az album nyitó darabja, a Tuesday, kiábrándult hangzásával szépen megágyaz a késôbb sem ellaposodó számoknak, sôt egyre másra következnek a furcsa nyugodtságot sugárzó, ritmusosan lüktetô szerzemények. Ugyan így, lágyan zárja le a majd egy órát, a finom Cube. Egyik szám sem akar nagyot szólni, melódiák és különféle ritmusok jönnek-mennek, és egy kivételével (Coldness, ami nem kis meglepetésre énekes, helyesebben szövegmondásos) sem állnak össze olyan szerkezetté, amik egy dalt befogadnának. Nem, ellenkezôleg, éppen hogy csak csendesen mindegyik helyet kér magának. Ettôl hiteles az egész anyag, nem akar többnek látszani annál, ami. Keveset ígér és sokat ad: kellemes és szokatlan zenét. Annyira szokatlant, hogy még amikor ráérzünk is, hogy mi az a világ, amiben mozognak, akkor sem sejthetô mi fog következni. Például, a már elôbb említett "énekes" Coldness-re, és annak slágeres hangvételére semmi korábban történt nem utal. Mégis, a lemez minden esetlegessége és megformálatlansága csupán látszólagos. Többszöri hallgatás után úgy gondolom, itt minden a helyén van, mégpedig oly annyira, hogy a számok belopják az ember sejtjeibe magukat. Ez már nem a rocksztárok világa, ennek megfelelôen a zenekar sem harsány, inkább csak hangulatokat villantanak fel. Vannak, akiknek ez kevés. Szerintem pedig: rengeteg és gyakran sokkal beszédesebb mindennél. A Kreidlernél nincsenek unásig ismert patternek, és mégis ismerôs a távolinak tünô zenei világuk, minden számuk egy kis titkot, egy-egy lidércet rejteget.

Az egész lemez ártatlanságát, szüziességét, szelíd finomságát, sôt az égész Kreidleres életérzést engedi közel a borítón olvasható szövegrészlet, ami talán valami novellából származik: "Mi tesz boldoggá?" - kérdeztem. "Ha kávét rendelek, és teát hoznak."

Jó értelemben vett divatzene lehetne - csakúgy mint a To Rococo Rot, akikkel együtt kezdték a zenélést - ha jutna egy kis promócióra pénze a kiadónak, és a média helyet engedne ilyen finomságoknak is. Nálunk, a családban a Kreidler már egy éve vissza-visszatérô házisztár. Otthon rajongunk értük.

András, ULTRAHANG, HU

Pundits insist on calling it the Neue Krautrock, but the "scene" represented by able young German groups like Kreidler and To Rococo Rot has little concern for rehashing past glories. Though Düsseldorf's Kreidler isn't entirely without roots, these musicians are striving for--and achieving--an invisible melding of experimental and pop sensibilities that is theirs alone. Kreidler's second album continues to confuse the distinctions between programming and performance to the point where both words have been rendered meaningless. A band that relies so heavily on electronics--and names an '80s electro-pop throwback "Coldness"--shouldn't have such a warm, glowing sound. But that's exactly the contradiction embodied by Kreidler and by the album's title. The artifice of "appearance" is heard in the surface gleam of Detlef Weinrich's crystalline electronics and Andreas Reihse's "push-buttoned and keyed" instrumentation, and the naturalism of the "park" is inherent in the live rhythm section of Thomas Klein (drums) and Stefan Schneider (bass/keyboard). APPEARANCE is an acrobatic balancing act of grounded rhythm and flights of electronic fancy. Kreidler's electro-organic contraptions splutter as they swing and sway--then sprout unexpected melodies and take wing.

NN, The Rolling Stone, USA 08 1999

Das Konzept "Band" wird von den Apologeten der Homerecording-DJ-Kultur gerne als musikhistorisch überholtes Modell geschmäht - und wenn man die krampfhaften, schnell ins Rockistische gehenden Versuche mancher Dance-Acts betrachtet, ihren digitalen Schöpfungen auf der Bühne einen Live-Touch zu verpassen, mag man ihnen auch durchaus Recht geben. Doch es gibt auch eine neue Generation von Bands, deren musikalische Sozialisation zwar stark von elektronischen Stilen wie House und Techno geprägt wurde, die aber zugleich das Spontane, Direkte am traditionellen Musizieren schätzen - wie z.B. Kreidler. Das Quartett kommt aus Düsseldorf, jener Stadt, die bereits mehrere Generationen von innovativen Electro-Bands hervorgebracht hat, denken wir nur an Kraftwerk, NEU! und la Düsseldorf oder später auch die ernstzunehmenden NDW-Pioniere wie Der Plan oder Deutsch-Amerikanische Freundschaft. Auch wenn Kreidler selbst sich nicht unbedingt in dieser Tradition sehen, Parallelen sind durchaus zu erkennen: Auf minimalistischen Fundamenten blitzen immer wieder mal Pop-Fragmente auf, die die kühle, distanziert-intellektuelle Gesamtstimmung aber eher noch betonen. Dennoch: "Apperance And The Park" ist die bislang zugänglichste Veröffentlichung von Kreidler.

Guido Halfmann, Jazz thing, D 06 1998

Appearance and the Park er det andet album-udspil fra Düsseldorf-kvartetten Kreidler, som debuterede i 1996 med den minimalistiske, stilfuldt skramlende men også lettere ujævne og lige lovligt hurtigt sammenskrabede Weekend. Allerede dette album boblede over af en æstetik, der lagde sig pænt til rette mellem Kraftwerks krystallinske computerpop og en mere amerikansk orienteret postrocklyd á la Pell Mell og Tortoise. På Appearance and the Park forfiner Kreidler samme recept. Akustiske trommer og basgange löber bevidst kluntet ind i tunge tæpper af rislende, boblende og summende elektronik. Muligvis mest vellykket på det lettere truende åbningsnummer "Tuesday", som får rigeligt med tid til at syre ud - men absolut mest iörefaldende på den förste single fra albummet: "Coldness". Et nummer, der er et slet skjult forsög på at genskrive de ældre bysbörns "The Model" - komplet med kölige, gebrokne vokaler, der leder tankerne hen på Kraftwerks Ralf Hütter. Også et forsög, der, trods en lækker opbygning og en absolut nynneværdig melodi forbliver mærkeligt uforlöst - og således bliver pladens absolut svageste öjeblik.
Resten af albummet er imidlertid Kreidler i særklasse - tilbagelænet, glasklart og lettere melankolsk. Hvis gruppen lader være med at lege popband næste gang, kunne der være endog meget store sager i vente.

Steffen B. Pedersen, Geiger, DK 1998

Though in many ways Appearance and the Park is merely a continuation and slight development of earlier Kreidler motifs and approaches, there are also enough tweaks and explorations here and there on the overall approach which help make the album more than just a pleasant listen. The slight but noticeable rhythm time shift on opener "Tuesday" is in many ways a seismic one, in that it gives a sense that Kreidler are willing to play around a bit and see what happens. There's also more of a sense of a scope of inspiration beyond early '70s days in Europe and the Caribbean, with hints of the chilled experimental post-punk of England and Germany seeping into many compositions. Arrangements are often (though not always -- check "Necessity Now" for an example otherwise) fuller, and perhaps even more playful than before, though not necessarily in a conventionally pretty sense. "Good Morning City," in particular, suggests some of the quirky Japanese influence hinted at in the liner notes, a bit like if Yellow Magic Orchestra and late-'90s Momus teamed up, though without vocals. The increased use of just-on-the-edge-of-hearing frequencies -- quirky synth swirls and tones in particular -- suggest that there's even more to the songs than might be apparent on first blush. Keyboards are more actively used, at points not merely as shading or counterpoint melody, but with a more upfront role, as the brief "Plus" and the lovely "Coldness" demonstrate. The tense "Il Sogno di Una Casa" almost suggests Joy Division in ways -- not entirely, to be sure, but there's still something there -- while "Au-Pair" could almost be a smooth Roxy Music ballad in ways (though the rhythm section is still definitely rooted in steady motorik chug, with some especially fine bass from Stefan Schneider).

Ned Raggett, All Music Guide, USA 1998

KREIDLERs überschwenglich abgefeiertes Debüt "Weekend" kenne ich nach wie vor nicht, dafür ihre eher belanglose Maxi "Fechterin" und die ziemlich brilliante Remix-Platte "Resport". Das zweite Album "Appearance And The Park" wird für TORTOISE-Freunde ein echter Leckerbissen sein, auch wenn KREIDLER noch wesentlich stärker altem Krautrocksound verpflichtet sind, als die Band aus Chicago. Darauf verweist schon Andreas Reihses Zusammenarbeit mit NEU!-Musiker Klaus Dinger in la?NEU!, aber auch Stefan Schneiders andere Band TO ROCOCO ROT, bei denen die Vorliebe für frühachtziger Sounds ebenso stark ausgeprägt ist.
Das schöne an KREIDLER ist jedenfalls, daß die Maschinen hier nicht die Oberhand gewinnen, sondern immer klar hörbar ist, daß man es mit richtigen Musikern zu tun hat. Das Arbeiten mit elektronischen Sounds und bodenständiger Rhythmik wird auf "Appearance And The Park" noch durch sehr an Soundtracks erinnernde Elemente ergänzt, so gibt es im Covertext einen Verweis auf Dario Argentos "Phenomena", aber auch musikalisch lassen sich deutlich an Argentos Hausband GOBLIN erinnernde Zitate lokalisieren.
Insofern ist KREIDLER mit dieser Platte ein überzeugender Crossover aus progressivem Techno und retro ausgerichteten Genres wie Krautrock gelungen.
Wo hier jetzt die Innovation steckt, ist ausnahmsweise mal echt Wurscht, da die Musik einfach für sich spricht, wie in dem großartigen "Au-Pair", daß aber noch nicht ganz so offensichtlich die dreisten Popbezüge der Franzosen AIR besitzt.

Thomas Kerpen, Ox-Fanzine, D 1998

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Appearance and The Park charts

The Wire - Records of the Year
Ryuichi Sakamoto
Kreidler - Appearance and The Park
Pere Ubu
Pulp
Various - Decay Product
Chicago Underground Duo
Mix Master Mike
Die Like a Dog Quartett

Records of the Year, The Wire, UK 01 1999

Turn ons - What's going on the NME stereo
1 Embrace 2 Tricky & PJ Harvey 3 Pale Fountains 4 Elliott Smith 5 Jurassic Five 6 Kreidler - Appearance and The Park7 Elvis da Costa Neil Hannon feat Pinchers 8 Low 9 Yossarian 10 Monsoon Bassoon

Turn Ons, NME, UK 2nd 05 1998

Turn ons - What's going on the NME stereo
1 Six by Seven 2 Cornershop 3 Air 4 Public Enemy 5 Mark Lanegan 6 Earl Brutus 7 Monkey Mafia 8 Adventures in Stereo 9 Pernice Brothers 10 Kreidler Appearance and The Park

Turn Ons, NME, UK 9th 05 1998

Feet Faves
promos and office anthems and stuff

Susumu Yokota, Co-Fusion, Like A Tim, Final Cut, Dynamix II, Further Adventures in Techno Soul, From Beyond, Kreidler - Appearance and The Park, Jega, Dirty Feet, Pole, DJ T-1000

office chart, Magic Feet, UK summer 1998

DJ Playlist Paul Thomas, Kiss 100 FM
Papa Blue, Circulation, Thievery Corp, Various, Ian O'Brian, CSM, Norken, I Liner, 4 hero, Magnetic Blue, Ways of the dragon, Boards of Canada, Foul Play, Dubnology 3, Mixmaster Morris, Worm, To Roccoco Rot, Zoviet France, Kreidler- Appearance and The Park, Pole

Paul Thomas, Update, UK 07 1998

AMG Album-Pick!

All Music Guide

Wire's 50 Records Of The Year

The Wire, UK 12 1998

1) Chicks On Speed - Will Save Us All
- of course
2) Polysics (Sony Japan)
I just heard them today but GOD they are WONDERFUL. I need to get their full length... they are like a new Japanese Devo. They dress exactly like the old Japanese new wave band P-Type... even with "P" on their uniforms. But it's superb noisy, crazy Devo-dirt rock. On Sony Japan, too. Weird!
3) Mondii, T:P.
Another Japanese guy, this album is on Hefty records in Chicago. Very very nice cut up "beats" (sort of) with very nice plinky melodies and cuteness. Hooray!
4) Prince - Black Album.
Jesus, this one is his most dirty, I swear. Really foul lyrics and ultra sexy odd funk from Princey. Nice design too. Stolen from Keiji Haino, I guess...
5) Kreidler - Appearance and The Park.
This one got stolen from me but I just copied a new one. Man, they are underrated. Everyone and their brother loves To Rococo Rot but I think Kreidler are much better. Düsseldorf's finest! OK, next to Kraftwerk ;)

A. Massaccesi (formerly Entox of Skreem), Hampton, NH, USA , Phinnweb, USA

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Coldness Remixed, 12",CdS (Kiffsm, Mute) reviews charts


 
Coldness reviews

More fascinating stuff from Kreidler with four mixes of this track from the Appearance and The Park LP, the best of which to mind is easily the 'April + Clyne Velocity Mix' - a brilliantly Kraftwerkian and quite huge-sounding track. The others are good, too, making this one of the very best Kreidler releases yet encountered and definitely, unreservedly, recommended.

D.J., Magic Feet, UK 10 1998

Strangely goth take on Kraftwerk from eccentric Germans, remixed by Daniel Miller - head honcho of Mute records and the man behind The Normal's seminal Warm Leatherette. Brilliant electropop like they used to make it in the old days and, in its own way, rather beautiful.

David Peschek, Gay Times, UK 10 1998

It's great to unearth a gem like this and share it with you. What you have here are four stunning remixes that swerve from the left and end up looping round your head. Shantel provides the funk. April and Clyne give it the scratchy Stereolab deal and the Sunroof mix takes it back to the 80s. It's not yer Fatboy Slim, but it's just right for the open-minded.

Chris Summers, Club On, UK 11 1998

More modern-day Krautrock, with a dense vocal twist and an array of remixes. If you haven't caught up with Kreidler yet, better go back in time to their magnificent Au-Pair. But if you know which side your syncopated rhythms and retro-electronics are buttered on, eat this whole.

NN, i-D, UK 10 1998

Man könnte meinen, "Coldness" ist vom schüchterndem Bekenntnis zur Liebe zu Frauen zu einem offenem geworden. Nach vorne gerückt ist die Stimme und somit der Pop Faktor, verschwunden die Introvertiertheit des Originals. Kaum wiederzuerkennen ist das Stück. Daniel Millers fantastischer Synthie Pop Remix mag daran maßgeblich beteiligt gewesen sein, aber auch der von Schantel und Kreidler wirken befreiter. Vielleicht ist die Platte ein Teil des entscheidenen Schritts, weg vom Image und Selbstverständnis einer Indie Band hin zu dem einer Elektronik Band?
Coldness zumindest ist ein kleiner Hit!

RRR, De:Bug, D 1998

Hey, damit die neuen Depeche Mode zu werden, würde zumindest eine Lücke füllen, die seit Ewigkeiten zwischen Backstreet Boys und Mouse On Mars klafft.
Gareth "Ich mach alles fürn Bier" Jones und Daniel Miller nutzen genau dieses Potential in ihrem "Sunroof Mix" und mit der fast schon schunkelnden Attitude sollte jetzt sofort das Video her, und dann ab mit ihnen auf die Viva Bühnen dieser Welt, für ein bischen Neo80shysterie sorgen. Typischer, glorreicher Vertreter der Sparte peinlichstes Lieblingsstück, das einem nicht mal mehr peinlich sein kann, weil es im Reich der Produktion dann eben doch nicht zu solchen Peinlichkeiten kommt wie Peinlichkeit. Perfekt arrangiert mit allem was ein Hit so braucht. Viel Glück. Bei Shantel wird die Luft dann gleich dünner, und aus dem Fade To Grey wird eher sowas wie ein Ravemix der Vaselines. Gut zur Eröffnung der nun hoffentlich bald wieder beginnenden herbstlichen Eisstadionzeit. Und einer von Shantels besten Tracks. Die beiden eigenen Remixe widmen sich dann mehr den abseitigen, unschlüssigen Seiten der Elektronik, entern entschieden kleine Räume, brechen mittendrin ab, holen sich selbst wieder ein. Wer Schneider mal live gesehen hat, der weiß wie wichtig ein Stück mit Vocals in der Rockmaschine sein kann, und wer das dann, nach all dem Einsatz für die schönste leiseste Melodie der Welt so perfekt macht, dem kann man eigentlich nur zu einem ultraprofessionellen Produktdesign gratulieren. Zumal, wenn es dabei noch wie ein Märchen wirken kann.

Bleed, De:Bug, D 1998

Ostensibly the most modern of post-rock groups, Kreidler succumb to the retro-virus on the vocal mix of 'Coldness' opening this single. Its Germanic vocals and pulsating, melodic synths immediately recall Kraftwerk. It might not be the most accurate representation of Kreidler's capabilities, but as electropop it's compulsive enough. The rest more readily conforms to type, particulary the instrumental squelch closing the CD version.

Tom Ridge, The Wire, UK 11 1998

More post-rock (club tunes made by people who never go to clubs / rock made by people who don't like rock music) magic. 'Coldness' is Kraftwerk popping down Studio 54 and having the night of their lives.

Warren Pegg, Bigmouth, UK 10 1998

Kreidler have their next single from Appearance and The Park reworked by Daniel Miller (head honcho at Mute records) and Frankfurt's electro-funkster Shantel - as well as two reworks by members of the band themselves. Mr. Miller's Sunroof mix is unforgettable, '80s-style electro-synth-pop with German-accented vocals and all. So catchy it could cause a health care.

Single reviews, Miles Ahead, UK Autumn 1998

Another remix project this time a five tracker from KREIDLER. The sequel to their highly acclaimed Appearance and The Park album. Taking a similar step down the Krautpop route as Komputer but with a lot more style and class. 'Shantel' sounds like Autechre jamming with Depeche Mode. My fave is the 'In cold Dub' mix, a stuttering percussion influenced track. But couldn't they have added some killer bass?

Andy Smith, Cafe Bliss, UK 01 1999

A collection of remixes of the vocal track from Appearance and The Park courtesy of Frankfurt's Shantel and Mute records boss Daniel Miller that places Kreidler firmly within the eighties-style euro synth-pop continuum. This potentially nauseating activity, in the hands of genuine musical talent, is pulled back from the brink of absurdity and moulded into a tinx piece of retro-futurism, all neon surround and day-glow decor with naive melodies stooped in saccharine sensibility that accompany dead-pan ruminations on disco queens and shop windows.

Jonathan Bunn, Sleaze Nation, UK 10 1998

5-track remix EP, Kreidler's most outlandlishly accessible moment, in a synth-electro style that is totally captivating. "'Coldness' is the first track since 1994 on which Kreidler have worked with vocal parts. For the second single of the album they reworked the track completely and arranged it new. An urban declaration of love between neon-lights, cocktail-glasses and new wave romanticism which rather watches the unknown beauty from the distinct than obtrusively approaches her. Frankfurt's Shantel who already supported Kreidler as DJ on their recent tour, pushes 'Coldness' into a completely different direction. The opening remix of this release is contributed by Daniel Miller and Gareth Jones from Mute Records. or from Daniel's productions with Depeche Mode. Miller and Jones' 'Sunroof Mix' filters Kreidler's reminiscences and forms there from a perfect piece of 80s synth pop. Retrospective-future music and that's no contradiction."

NN, Forced Exposure, USA 1998

Taking the only track from Kreidler's Appearance And The Park album to feature vocals, Mute's Daniel Miller adopts his Sunroof persona in collaboration with Gareth Jones to reconfigure the track in decidedly Eighties style - all arpeggiating FM keyboards and synth stylings - to initially amusing, then relaxingly suave effect, revisted on the slightly extended instrumental version which substitues analougue squiggles for the vocal line. Shantel provide a more propulsive Nineties take on the track, even overdubbing extra vocals from Liane Sommers to a slippery breakbeat and bass undertow, with Electro handclaps and a cowbell interlude to boot before heading off into funk-dub territory.
Kreidler slip in a couple of versions themselves, the laid-back "Velocity Mix" vignette from April + Clyne (Thomas Klein and Andreas Reihse) and a rinsed-out instrumental "In Cold Dub" from the full group, completing a quintet of varied mixes of this surprisingly jaunty, even poppy, song from a group more noted for their extended Electronica tendencies.

Antron S. Meister, Frequencies, UK 1998

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Coldness charts

Platinum 10
03 Kreidler - Coldness

platinum 10, Miles Ahead, UK Autumn 1998

the Zzub chart
a different kind of buzz

17. Kreidler - Coldness
Compiled by Update from selected DJ and shop returns

Update, UK 09 1998

the Zzub chart
a different kind of buzz

19. Kreidler - Coldness Compiled by Update from selected DJ and shop returns

Update, UK 10 1998

I Love Pop Music
Add N To (X) On The Wires Of Our Nerves (Mute)
Air Moon Safari (Source)
Ana D Satelite 99 (Elefant)
Arab Strap Philophobia (Kemical Underground)
Beastie Boys Hello Nasty (Grand Royale)
Beck Mutations (Geffen)
Bistro Erotica Italia (Arista)
Boards Of Canada Music Has The Right To Children (Warp)
Boredoms Super Roots 7 (WEA Japan)
Bran Van 3000 Glee (Capitol)
Brigitte Fontaine Comme A La Radio (Saravah)
Cassius 1999 (V2)
Cornelius CM (Trattoria)
Cornelius Fantasma (Trattoria)
Daily Planet Romance (Elefant)
David Bowie Young Americans
De La Soul 3 Feet High And Rising
Dick Hyman Moog
DJ Spooky Riddim Warfare (Outpost)
Earthling Radar
Easy Tune The Best Of Easy Tune (Drive In)
Ennio Morricone A Fistful Of Film Music (Rhino)
Fantastic Plastic Machine Luxury (Readymade)
Frederic Galliano Espaces Baroque (F Communications)
Gilles Weinzaepflen Toog (Self-Published CD)
Hair UK Cast Recording
High Llamas Cold And Bouncy (V2)
Jean Jacques Perrey Moog Indigo (Vanguard)
Jobriath Jobriath (Elektra)
Kahimi Karie A K Is A K Is A K (Polydor KK)
Kahimi Karie KKKKK (Polydor KK)
Kazmi With Rickies Who (Toshiba Japan)
Klaus Nomi Simple Man
Komeda What Makes It Go? (Minty Fresh)
Koota Tanimura Bluff Music Vaudeville (Childisc)
Kreidler Coldness (Kiff)
Logo 2000 Mediterannee (Sonoton)
Massive Attack Mezzanine (C)
Mercury Rev Deserter's Songs (V2)
Merricks The Sound Of Munich
Momus The Little Red Songbook (Analog Baroque)
Reverie Algebra Spaghetti (Siesta)
Smylonylon Compilation Tapes
Stereolab Dots And Loops
Stereo Total Juke Box Alarm (Bungalow)
Takako Minekawa Recubed and Ximer (Polystar)
Telex I Don't Like Remixes (SSR)
Tortoise TNT (City Slang)
Wendy Carlos The Well-Tempered Synthesiser
Yukari Fresh Cook Some Dishes (Escalator)

Momus Thought For The Day iMomus, UK 1998

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features


NME, UK 1998

 
Vor allem wo

Man muss heutzutage wieder behaupten, daß Musik politisch ist. Vor allem wo. Etwas irre altbackenes schleicht durch dieses Wort - p.o.l.i.t.i.s.c.h. - und zwar besonders im Zusammenhang mit Musik, weshalb man heutzutage gar nicht mehr attestieren will, daß Dinge, die mit einem zu tun haben (wie Musik), politisch sein könnten. Viel zu oft hat man über Musik einfach Jugendkultur drüber gekleistert und damit per se politisches verbunden, was man sich heute schließlich lieber selbst aussuchen möchte, nicht zuletzt weil einem früher beim Musikhören immer irgendwie schwer war, als ob jemand einem mahnend über die Schulter guckt. `Das findest Du gut?`: Es war eine Zeit der heimlichen Lieblingsstücke, deren Verrat fast dazu führen konnte, am nächsten Wochenende zum Ausgehen nicht angerufen zu werden.
Dann kam Techno, die Revolution, die bis heute niemand geblickt hat, der am damaligen System von Musik=Jugendkultur festhängt, wahrscheinlich weil sie einfach außerhalb dieses Systems passiert ist. Angenehm, durcheinander, anders war dann alles, Begriffe flogen raus, Vinyl wurde gerettet, vieles wurde neu geordnet, andere Methoden wurden eingeführt und wiederum waren einige glücklich und andere unglücklich. Politisch war plötzlich nichts mehr, und alle wußten auch warum: Techno ist sprachlos. Bis heute hat sich dieses Märchen, daß Aussagen nur in Sprache stattfinden, besser gehalten, als man glauben mag.

Wir treffen uns mit Kreidler auf einer der politisch unkorrektesten Areas der Welt, auf der Tag und Nacht Sexismus gut sichtbar und öffentlich stattfindet: der Reeperbahn Hamburgs, um diese verschiedenen Sachverhalte mal in Erwägung zu ziehen.
Kreidler sind anläßlich ihres neuen Albums mit Jutta vom Label Kiff SM auf Interviewtour, wie unschuldig sie am Treffpunkt sind, haben wir nicht festgestellt. Wir drücken ein Auge zu, da es für diese Problematik keine besseren Gesprächspartner geben könnte als sie:
1994 formierten sich Kreidler mit Bass, Gitarre und eher mal projektartig und tauchen im Zusammenhang mit linken Kunstprojekten oder auch dem Wohlfahrtsausschuß auf. Zwei Jahre später folgt das erste Album Weekend, seitdem schmeißt man ihnen verständlicher Weise Can und unverständlicherweise Kraftwerk um die Ohren. Nichts von dem stimmt wirklich. Ohne weiteres klingt zwar Weekend ein bißchen nach Zukunft aus den Siebzigern, trotzdem - oder vor allem deshalb - aber eigenartig zeitlos. übrigens: Kreidler Musik ist sprachlos, bzw. wie man das bei Pop sagt: instrumentell. Fachleute wie geschaffen für uns also. Wegen dem Bass vielleicht (Guitarre gibt`s nicht wirklich) winkt man in Medien mit der Postrockfahne, dabei haben Kreidler dem Ausdruckverfahren im Rock gegenüber mindestens die gleichen Vorbehalte, wie andere gegenüber der Sprachlosigkeit Technos. Wir reisen durch ein Interview.

Andreas: "Rock? A, hm, hehe. Außer vielleicht mit so einer übertriebenen Geste, die dann eher schon wieder mal Pop ist, habe ich mit Rock einfach überhaupt nichts zu tun. Ich finde Pop immer interessanter als Rock. Wenn Rock so als Rock, dann ist das Sexismus, Rassismus und Ausgrenzung. Alles da ist nur Scheiße. Am besten dann noch echtes Gefühl und Schweiß, was ich auch total schlimm finde. Authentisch sein, Ehrlichkeit, nackt - ganz schlimm."
Detlef: "Wir wollten aber auch nie Techno sein. Mit Schlagzeug und Bass wäre das auch das ekelhafteste, das wäre Live-Techno."
Andreas: "Probiert haben wir natürlich schon, wie es ist, elektronischer zu klingen. Aber es paßt nicht zu uns. Ich finde es auch sehr schwierig, zu viert ein Elektronikset zu machen. Ich war mal bei Tok Tok, da fand ich es überraschend, daß das geht, denn ansonsten ist man dafür fast immer zu zweit."

Kreidlers Aversion gegenüber dem typischen Rockbehaviourism, deren politische Unkorrektheit sie nicht in der Sprache, sondern im rockigen Benehmen verorten, ist vielleicht nicht zuletzt darauf zurückzuführen, daß einige von ihnen selbst Zeit in Kunsthochschulen verbracht haben. Künstlerische Betroffenheit, die man ja auch gerne in Rock vorgesetzt bekommt, gehört dort zu den schlimmsten Ausdrucksmodellen, die einen verfolgen können, ist aber trotzdem noch nicht vollends ausgestorben. Stelac beispielsweise jagt sich auch heute noch Haken zum Aufhängen in die Haut, um kathartisch allen Normalbürgern selbige Extremerfahrung zu ersparen. Danke. Kreidler flüchtet mit Musik in die Projektkunst, in etwa solange, bis das Verlangen nach besseren Anlagen zu stark wird.

Detlef grinst: Es hieß auch schon mal: das Kunsthochschulenprojekt `Kreidler: ernsthaft, intellektuell und langweilig. Denkst Du, daß es zwischen Kunst und Musik eher Abgrenzungen gibt?
de:Bug: Naja, Kunst besteht in Deutschland ja fast ausschließlich nur noch im White Cube und da trifft man von vornherein auf ein völlig anderes Publikum, das eher die Illusion einer Exklusivität erwartet, die sie auf einer Party nicht mehr halten können.
Andreas: Das stimmt, Musik wird im Zusammenhang mit Kunst einfach sehr schnell nur noch die Party zur Ausstellung, mit ihr selber wird sich nicht mehr auseinandergesetzt. Ich glaube, Deutschland hat den zweitgrößten Musikmarkt der Welt, aber trotzdem hat Musik hier keine Relevanz. Sie wird nicht wichtig genommen. Der Stellenwert von Musik in Deutschland ist einfach schwierig.
Detlef: Das fängt vielleicht damit an, daß man immer neue ausgefallene Orte für Kunst sucht, und es dann versucht mit Musik zu verbinden und Party macht. Nur selber kommt da halt gar nichts mehr. Es ist viel passiert, was vielleicht nicht so interessant war. Da ist es kein Wunder, wenn die Leute sich so ein bißchen wieder abgrenzen, weil einfach ständig davon die Rede ist, daß man alles miteinander verbinden kann. Aber das verbessert es einfach auch nicht. Es ist eher ein bißchen gefährlich, glaube ich.
Andreas: Bei uns ist das Spielen auch nicht mehr so einfach wie früher. Da haben wir ein Auto vollgepackt, sind losgefahren und haben irgendwo gespielt. Je präziser die Vorstellung ist, wie was zu klingen hat, desto unmöglicher wird es aber, draufloszumachen.

Mit ihrer zweiten Platte Appearance and The Park, die diesen Monat erscheint, halten sich Kreidler weiterhin in keiner Schublade auf. Im Vergleich zu Weekend sind die Siebziger-Zukunfts-Sounds weggefallen, dafür klingt aber die Struktur der Tracks, trotzdem die Klänge klar gespielt einsetzen, elektronischer. Lustigerweise, denn Kreidler sind bei ihren Instrumenten geblieben, klingen aber trotzdem elektronischer.

de:Bug: Gab es für das zweite Album große Erwartungen an Kreidler?
Detlef: Ich habe mir das heute überlegt, ob ich Druck hatte. Also ich habe ihn in gewisser Weise, nachdem die Platte fertig war, so ein bißchen gespürt. Ich wußte einfach auch, daß viele Leute mit der Art, wie die Platte so geworden ist, das Cover, die Linernotes und so, Schwierigkeiten haben. Ich glaube, sie unterscheidet sich in gewisser Weise von Weekend, zum einen, was Cover und Gestaltung angeht, zum anderen wie sie klingt. Sie kommt mehr auf den Punkt. Weekend hat so etwas bescheidenes und das mögen Leute ganz gerne, wenn etwas klein und bescheiden bleibt. Die neue behauptet einfach ein bißchen mehr. Mich verunsichert die Platte zum Teil selbst, die Zusammenstellung finde ich ziemlich seltsam.
Andreas: Was ich ziemlich gut daran finde ist, daß sie diese Kälte hat und daß die Platte nicht elektronischer klingt, also daß wir uns keinen Moog gekauft haben.
de:Bug: Wie kamt ihr auf den Titel: Appearance and The Park?
Detlef: Park ist ein Zitat aus der letzten Platte. Appearence ist natürlich auch ein Ankoppeln an Erscheinungen, so ein bißchen Mystery, vielleicht ein Herumspielen mit Sachen, die schwer auf der Kippe liegen. Das mag ich ganz gerne, wenn etwas am Seidenfaden hängt und ziemlich schnell umkippen kann. Mystisch ist es nicht gemeint, sondern so mit einer Unsicherheit, etwas Undefinierbares, so eine Erscheinung, was Vages.
de:Bug: Der Text hintendrauf ist ja ähnlich gehalten.
Andreas: Hintendrauf der Text? Ja, der ist fragmentarisch, wie ein Buchauszug. Er sollte sicher nicht erklären. Es hat natürlich schon eine Tradition, in der Popmusik Linernotes zu haben. Es geht eher um eine Haltung, ohne die Musik zu erklären. Es gibt ganz eindeutige Popzitate in dem Text, die, denke ich, universell sind. Sportwagen zum Beispiel. Phänomene eben. In dem Text steckt sehr viel drin. Es sind viele gefühlsbetonte Sachen, die aber auf einer abstrakten Ebene bleiben. Es geht darum, sich mit Dingen abzufinden. Oder um eine Möglichkeit, mit dem Leben zurechtzukommen. Er ist ja auch sehr traurig, dieser Text.
de:Bug: Dann ist Musik eine Möglichkeit, sich mit dem Leben abzufinden?
Deflef: Ja, bei mir schon, auf jeden Fall. Tröstlich. Auf allen Ebenen, vom Machen bis zum Hören. Auf Parties zu gehen ist ja auch so ein Fall.
de:Bug: Vielleicht ist das aber doch genau das, was oft gerne vergessen wird: der Raum, der von Musik ausgefüllt wird, in dem man sich trifft. Daß um Musik und nicht nur in Musik was passiert, verstehen die meisten aber offensichtlich immer noch nicht, obwohl sie es jeden Abend im Club erleben könnten, wie beides ineinander übergeht. Es ist einfach erschreckend, wenn man dann immernoch Sätze trifft, wie: Daß die Sprache nicht mehr in der Musik sei, und deshalb alles so inhaltslos und positionslos ist.
Andreas: Totaler Blödsinn.
de:Bug: Es fiel mir in diesem Zusammenhang, über den ich mich neulich geärgert habe, auf, daß die Sprache, die in euren Linernotes benutzt wird, sich auch nicht klar positioniert, sondern nicht eindeutig sein will. Ich glaube, Sprache ist einfach auch genau so: nicht eindeutig. Eher mal schwierig.
Andreas: Ja, klar. Man hätte ja auch was ganz eindeutiges schreiben können. Wie bei AgitPop oder bei Punk. Ich finde es schwierig, Musik mit Text aufzuladen oder einfach die richtigen Worte zu benutzen und schon ist sie dadurch politisch korrekt, keine Ahnung. Etwa dadurch, daß jemand `Free Nelson Mandela` singt. Und dann hat man ein politisches Stück? Ich erinnere mich an einen Schweizer Journalisten, der hatte in einem Interview mit The Special A.K.A. gefragt, wie das kommt, daß da `Free` draufsteht, die koste doch sechs Mark, wie jede andere Single. Ich fand die Frage im Nachhinein gar nicht so falsch, weil man das auch auf so eine Ebene bringen kann. Oder eben McCartney oder Lennon...
de:Bug: Seht ihr Euch als politische Band? Für mich seid ihr bislang viel in diesem Kontext aufgetaucht.
(Schweigen).
Beide: Das ist nicht in einem Satz zu beantworten.
Detlef: Vielleicht so, wie Du vorhin meintest, daß ein Stück ein politisches Wesen ist oder so. Den Raum, den man sich dann eben aufmacht.

Mercedes Bunz, De:Bug 11, D 1998

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Das nächste große Ding

(...) Auch ziemlich abstrakt ist die neue Elektronic - zum Beispiel "Kreidler" aus Düsseldorf - im Augenblick wahrscheinlich die wichtigste deutsche Avantgarde-Band: minimalisch und kühl. Eine Antwort auf die elektronische Einsamkeit im Techno.
O-Ton Stefan Schneider, Kreidler:
"Elektronische Musik ist nicht autistisch, sondern eine andere Art von Kommunikation."
O-Ton Andreas Reihse, Kreidler:
"Mit anderen Menschen zusammen Musik zu machen, wie bei Kreidler ist das Gegengift gegen die elektronische Einsamkeit."
O-Ton Thomas Klein, Kreidler:
"Kreidler machen keine Unterhaltungsmusik, obwohl es auch unterhaltend ist."
Kreidler's Soundlandschaften sind elegant, fließend, raffiniert - minimal elektric: Ein Kraftwerk der Gefühle.
Ohne Techno und Ambiente wäre diese Musik nicht möglich gewesen: Verspielte Avantgarde.
Wie geht's weiter?
O-Ton Andreas Reihse, Kreidler: "Es wird immer weiter gehn - Musik als Träger von Ideen."

NN, Deutsche Welle TV, D 1998

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'Lässig'.

Detlef Weinrich, Elektroniker bei KREIDLER, ist schon fast vom Stuhl vor Lachen, Keyboarder Andreas Reihse neben ihm hält sich besser. Scheinbar noch gefangen und ruhig gehalten von der Überraschung über die eigene spontane Antwort, fügt er hinzu: 'Das hab' ich auch noch nie geantwortet auf die Frage! Kannst Du aber ruhig so schreiben.'
Meine Frage war: 'Wie ist es denn so, immer und immer wieder auf den PostRock-Zug gesetzt zu werden?'
Reihses Antwort: 'Ja also, wenn wir dadurch tausend Platten mehr verkaufen, ...!'
? Jetzt mal im Ernst ...
Andreas: Also, das ist ja auch bloß so'n Medien-Hype ... Aber - nein, wir sehen das nicht, da können wir auch nicht mithalten - bei diesem Musikertum, das interessiert uns aber auch nicht -
Detlef: - wie TORTOISE, da kann jeder jedes Instrument, hast du das mal gesehen?! Nach jedem Stück wechseln die, total irre, so Kollektiv-Improvisationen, schon mehr Jazz. Wir spielen unsere Stücke live zu ca. 80% eigentlich nach, bleiben am Stück in seiner ursprünglichen Form dran. ... Obwohl manchmal, neulich in Mönchen-Gladbach z. B., da kamen wir da an und hörten, daß wir 90 Minuten spielen sollten. Wir haben gesagt: 'Ihr spinnt, wir machen 'ne dreiviertel Stunde, und das war's!' Und dann haben wir gut zwei Stunden gespielt, so sind die Leute abgefahren, und wir dann auch, haben alles so richtig krank gespielt, ging alles, minutenlanges Synthie-Geheul - toll!

Nicht beflissen, nicht verbeamtet, nicht mißverstanden stilverklebt herumlungern wie ein Motorrad und aussehen wie Mickey Rourke oder ein englisches Tweed-Jackett. Lässig. Selbst, verständlich, wach, kein weit aufgerissener Aktionismus, kein Zaudern. Eine Form von Ruhe. Kraft. Wer mit derlei Definistik so recht nichts anzufangen weiß, hört mal die Platten von KREIDLER (jeder andere, der über ein Mindestmaß an Freiheit im Denken - a.k.a. Phantasie - und im Herzen verfügt, vielleicht auch; nur so zum Spaß, den macht's nämlich). Düsseldorfer Schule mag das nennen, wer will und wird damit nicht falsch liegen, wie ein schnelles Erinnern an verschiedene rheinische Helden unterschiedlich vergangener Tage zwischen NEU! und den FEHLFARBEN zeigt. Im Falle KREIDLER ist das instrumentale Musik (neuerdings auch einmal mit Gesang, charmant und leise), stetig fließende kollektive Umkehr-Fusion mit Kunstschul-Background und ambitionierter Neugier, klanglich und stilistisch autonom zwischen Kraut, Filmmusik und minimalistischer Programmusik. 'Appearance And The Park', KREIDLERs zweites Album, ist besonders extreme Verfeinerung unter Beibehaltung der Zutaten. Nichts weniger, aber mehr als die Vervollkommnung ihres ungefähr weltweit Aufsehen erregenden Vorgängers 'Weekend', scheint Laisser-faire als Konzentrat aus subjektiver Disziplin - oder auch umgekehrt - im FRIPPschen Sinne, Akribie und Persönlichkeit begriffen zu werden: reif.
Und hübsch, du meine Güte!
'Ja, das ist sie auch noch geworden!' stimmt Reihse zu.
Bezüge zum Jazz?
'Hm, ich hab' früher viel Funk-Jazz gehört, Fusion, keinen JazzRock, oder wenn, dann BILLY COBHAM vielleicht. MILES DAVIS, klar, andere Welten; vor kurzem mal wieder 'Domino' von DONALD BYRD gehört, von '74, die hat so BURT BACHARACH-Qualitäten, Frauenstimmen, wahnsinnig toll, smoothe, sophisticated Jazz-Music. LONNIE LISTON SMITH, HERBIE HANCOCK, HUBERT LAWS, BOBBY HUMPHREY, JOHNNIE HAMMOND, PATRICE RUSHEN, 'ne gute Pianistin, immer mit schönem Pop-Appeal, kann auch schön singen', bestätigt Weinrich.

Keyboarder Andreas, der als Kind Orgel gelernt hat und darum später als Heavy-Metal-Fan eine schwere Zeit hatte -
'Ich hab' immer versucht, URIAH HEEP nachzuspielen, das ging noch, die hatten auch 'ne Orgel, aber AC/DC ...! War oft traurig, hab' gedacht: 'Ach Scheiße, würd' ich doch Gitarre spielen!' -, will so recht kein Keyboarder einfallen, '... der irgendwie toll ist. Nimm zum Beispiel den von WEATHER REPORT oder RICK WAKEMAN - das ist die Hölle! Ich hatte da nie einzelne Personen. Dann eher doch, wie ein Musiker vielleicht aussah: also Stil, Persönlichkeit, so was konnte ich bewundern - Haltung.'

Drei Charakteristika, die man auch KREIDLER attestieren kann und muß, ohne die die Band in dieser musikalischen Ausführung wohl kaum überlebensfähig wäre: Der Geist eines Musikers, der einen typischen Musiker-Leserbrief an ein typisches Musiker-Fachblatt schreibt, um sich darüber zu informieren, was er für die 1:1-Reproduktion des Sounds von [hier Namen eines wahnsinnig berühmten Musikers einfügen!] für Hard- und Software benötigt, könnte Weinrich & Reihse ferner nicht sein:
'Die Persönlichkeit verschwindet! Da gibt's so Internet-Gespräche', erzählt Detlef, Plattensammler, der bis KREIDLER nur aufgelegt und sich dann die ersten Sampler gekauft hat, 'einfaches, billiges Zeug', und ins aktive Musikmachen richtig 'reingewachsen' ist, 'in denen es darum geht, welches Equipment, welche Instrumente am besten sind, was man so haben muß, angeblich. Also mich hat das eigentlich nie sehr interessiert - warum soll ich denn so'n teures Akai-Teil benutzen, wenn's auch mit 'nem kleinen Mischpult-Sampler geht!? - So langsam krieg' ich Hunger!' -
Andreas: 'Ja, ich auch, außerdem gibt's Fußball!'

NN, intro, D 05 1998

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Kreidler
Kreidler combine choppy, industrialized instrumental grooves with a wide array of new and vintage electronic instruments. Round-sounding Moog notes bubble and burst around cerebro-capped live musicians, who -- if it weren't for the palpably unique musical results -- would certainly be sick of the tangle of wires accompanying them onstage and in the studio. This young Dusseldorf-based group has already recorded several solid albums, including the odd smattering of sounds on Appearance and The Park and the deconstructed remixes by Jim O'Rourke and others on the Resport EP. Kreidler seem to know just how to balance their sounds -- switching from an outer-space synth drone to a thick guitar and drum rhythm at just the right moment.

jessy terry, europe.real.com, UK 1999

Jenseits vom Post-Rock
Die Düsseldorfer Band Kreidler mit neuem Album

Nach ihrem Debütalbum "Weekend" avancierte das Düsseldorfer Quartett Kreidler zu einer der beliebtesten Bands der Post-Rock-Szene, die auch im Ausland, vor allem in England und Japan, etliche Fans hat. Soeben ist beim kleinen, feinen Hamburger Label Kiff SM das zweite Album "Appearance and the park" erschienen. LEESON sprach mit Andreas Reihse und Detlef Weinrich.

Wie kommt man eigentlich auf einen solch seltsamen Bandnamen? Hat das was mit den Mopeds zu tun?

Andreas Reihse: Ne, überhaupt nicht. Diese Geschichte ist subjektiv einfach. Ich hatte da so ein Sweat-Shirt an, wo Kreidler draufstand. Wir brauchten nen neuen Namen und: KREIDLER. Erst im Nachhinein kamen dann von außen so verschiedene Zuschreibungen wegen diesem Namen in Richtung 70er Jahre Style. Irgend ein Journalist hat mal geschrieben, das, was für Noel Gallagher (von "Oasis") damals in seiner Jugend als Mod der Roller war, die Vespa oder was auch immer, das war so im Deutschland der Beat-Jugend die Kreidler. Das fand ich ganz schön ausgedrückt. Also, daß das so was jugendkulturelles kriegt und nicht so was nostalgisches. Aber es ist so, wie bei Kraftwerk. Da denke ich eigentlich auch selten dran, was eigentlich ein Kraftwerk ist. Das ist dann einfach so ein abstrakter Name.

Im Presseinfo steht, ihr hättet euch über Spoken-Word-Performances getroffen. Wie kam denn die Band zustande?

Detlef Weinrich: Das war eigentlich so, daß ich mich damals für spoken-word-Sachen interessiert habe, über HipHop auch so afro-amerikanische Sachen entdeckt habe. Ich habe dann an der Kunstakademie so ne Rauminstallation gemacht, was eigentlich so ein Hocker-DJ-Ding war, 1994. Darüber habe ich Stefan Schneider kennengelernt. Parallell dazu haben sich die anderen Drei mit ihrer Band Deux Baleines Blanche auch für spoken word interessiert. Zusammen haben wir einen spoken-word-Abend organisiert. Ich hab anfangs auch nur aufgelegt bei den Konzerten. Nach dem zweiten Auftritt schon war das ziemlich schnell klar, so DJ-Sachen mit Band das gibt es schon. So vorher DJ oder nachher DJ, dann ist das so gewachsen, daß man mit loops gearbeitet hat oder direkt von Platte so reinmgemischt hat. Das hat sich so verfeinert über die Jahre.

Wie wichtig ist denn die Düsseldorfer Kunstakademie für Euch und Eure Musik?

Detlef: Ich studiere da ja noch. Von daher ist das schon wichtig. Es ist halt einfach auch so: in Düsseldorf gibt es nicht viel. Wenn's Parties gibt, die gut sind, dann sind sie von der Akademie aus. Man kann da auch leicht auflegen, ziemlich viel machen.

Andreas: Weil es aber auch nicht nur auf diese Kunstszene beschränkt ist. Da kommen auch von außen viele Leute. Wenn die hören , es ist Akademie-Party, kommt halb Düsseldorf dahin. Ist halt einfach sehr hip und das war halt schon immer so. Es gibt einfach sehr viele Leute, die da immer schon Musik gemacht haben...

Der große Unterschied von dieser Platte zum Debüt "Weekend" ist ja, daß ihr jetzt tatsächlich ein Stück mit Gesang drauf habt, wenn man da von Gesang sprechen kann...

Detlef: Oh, vielen Dank (lacht)..

..und das ihr ja sogar mutigerweise als Single auskoppelt. Wie kam's dazu?

Andreas: Detlef meinte, er hätte auch mal Lust zu singen und dann hab ich schnell nen Track gemacht und ihm gegeben: Hier kannste singen, da habe ich'nen Text gemacht und Detlef hat gesungen. Fertig.

Detlef: Ja ganz so einfach war's nicht, ich hab mich am Anfang dagegen gewehrt, das auf Platte zu nehmen.

Andreas: Vielleicht mal auf ne Single-B-Seite, aber nicht aufs Album. Kam halt dann so...

Detlef: Kam halt so gute Resonanz von verläßlichen Leuten, denen wir das vorgespielt haben. Die meisten sagten, das wäre wahnsinnig charmant....

Das hat schon Charme. Böse könnte man aber auch sagen, an diesem Stück kann man merken, warum ihr Instrumental- Songs macht.

Detlef: Das ist jetzt aber... Gott, wenn man überlegt, wer alles singt und nicht singen kann, also grade im deutschsprachigen Raum, ich will jetzt keine Namen nennen... Ich meine jetzt nicht Guildo Horn, sondern die anspruchsvolleren Sachen... naja, denke, so daneben liege ich im Timing auch nicht. Außerdem haben wir es nochmal neu abgemischt, neu gesungen, ist jetzt ein bißchen kraftvoller, das hat glaube ich auch gefehlt.

Andreas: War für mich auch so eine Entscheidung, weg vom unprätentiösen, ruhig auch mal dick auftragen, ruhig auch so ne Absage an den Postrock, Ist auch vom Text her eine klare Absage.

Hat ein bißchen was von 80er Synthie-Pop...

Andreas: Ja, das ist bei der letzten Platte auch völlig unterschlagen worden, daß es auch bei der "Week-end", so 80er- Einflüsse gab. Das ist nirgendwo thematisiert worden. Da war halt der Diskurs über Post-Rock und Kraut-Rock. Da waren eigentlich superviele Sachen drin, von der Musik, mit der wir auch aufgewachsen sind, die da rausgeflogen sind.

Detlef: Du mußt dir nur mal die Synthies anhören, wie die klingen. Das waren bei "Weekend" genau dieselben Synthesizer, bis auf einen. Ist einfach'ne ganz andere Welt, das hat auch nichts mit einem Moog zu tun. Das hört man einfach. Ist viel kälter. Das hat mehr mit Pyrolator oder dem Plan zu tun als....

Andreas: ...oder mit Human League und Gary Numan...

Ihr wehrt euch gegen den Begriff Postrock?

Andreas: Ne, früher habe ich gesagt, wir waren nie Rock, also können wir auch nicht Postrock sein. Ich finde das nicht schlimm, so 'ne Kategorisierung. Ich finde das nur schlimm, wenn das zu so einer Aus-schließlichkeit führt: Dieses Jahr bist du in dieser Schublade, nächstes ist die dann geschlossen und du damit auch. Es gibt einfach mehr Einflüsse als Postrock. Genauso Krautrock, es gibt Bezüge von so einer Art von Krautrock eben, was auch als Krautrock vereinnahmt wurde.

Sehr auffällig ist, daß ihr extrem gute Reviews in England bekommt. Seid Ihr eigentlich dort schon mal aufgetreten?

Andreas: Ja, zweimal in London.

Detlef: War super, zwei wirklich tolle Auftritte. Also so mit Tanzen und begeistert sein ohne Ende. Unglaublich. Der eine war von "Wire", organisiert in einem größeren Laden...

Andreas: ...der andere im Hope & Anchor. Der legendäre Laden, wo 76, 77 Punk, alle gespielt haben: Stranglers, Damned, Pistols. Mittlerweile ist das oben so ein blöder Hardrock-Pub. Unten im Keller hat jetzt Paul Cox angefangen Sausage Machine zu machen, seit ein paar Jahren. Der macht da jetzt schrägere Sachen.

Waren da auch Leute da?

Andreas: Es waren berühmte Leute da und es waren auch ganz viele tolle Leute da, die man eben nicht kannte. Nette, mit denen man nachher geredet hat.

Was heißt berühmte Leute?

Detlef: Daniel Miller, Momus...

Andreas: ...Stereolab waren da, Laika und Nicolette hat Platten aufgelegt davor.

Euer Vorteil ist ja in England, wie bei Mouse on Mars auch, daß es da keine Sprachprobleme gibt?

Detlef: Die würden uns auch mögen, wenn wir deutsch singen würden. Da würden die noch mehr ausflippen. – Wir waren mal im Der kosmische Cub, so ein Krautrock-Club, Elektronik-Club, ein kultiger Laden. Dort spielen wird übrigens jetzt auch zur Eröffnung. Too Pure und Kosmische Club haben einen neuen Laden aufgemacht in London. Wir waren mal da und da gab's einen Typ, der hatte'ne Band, die hieß Ausgang und die hatten so deutsche Samples drin. Das war so'ne Art Elektronik-Kraut-rock-Fusions-Ding mit eben deutschen Samples. Der hat mich gefragt, er würde gerne wissen, was die da überhaupt sagt (lacht). Das ist bezeichnend. Das ist eine bestimmte Art, an so ein Krautrock-Ding heranzugehen. Das hat sehr viel mit Style zu tun. Also es geht auch um eine Oberfläche, die sie einfach toll finden. Es ist nicht so ernst. Es ist nicht nur diese Wire-Deepness, diese Ernsthaftigkeit von Wire...

Andreas: Also als Popstil auch, oder so wie man so was in sein Leben einbaut und wie das auch reinpaßt. Der Humor, der dabei ist. Das finde ich einfach auch toll...

Detlef: Diese Samples klangen wie so, na wie so ein Reisebericht einer Frau, die aus dem Bus heraus Heidelberg beschreibt, unglaublich. Einmal heißt es: Dieser Rundbogen ist 800 Jahre alt. Sehr toll. Manchmal mag man das total gern, wenn die Sachen einfach auch nur so benutzt werden. Das ist auch Style. Das ist eben Pop.

Andreas: Ähnlich wie in Japan...

Wart ihr da auch schon?

Andreas: Ich war mit la!NEU? da, da hatten wir zwei Auftritte und Detlef war mit Kunst da.

Detlef: Aber die Platte stand überall'rum in jedem Laden, da gab's sogar eigene Kreidler-Fächer. Und es gab ein Treffen mit Fans. Das war wahnsinnig. Halt so mit: Kuck, hier ein Stadtplan von Düsseldorf. Da mußte ich zeigen, in welcher Straße ich genau wohne. Wir mußten im Plattenladen dann auf die Platten Unterschriften geben, alles war sehr respektvoll und wir bekamen sogar Geschenke. Porno-Mangas ohne Ende von irgendwelchen Frauen.

Porno-Mangas?

Andreas: Porno-Comics, Hardcore, die sind sehr explizit.

Japanische Frauen schenken euch Hardcore-Pornos?

Detlef: Ja, die war sogar noch Mormonin.

Eine Japanerin?

Detlef: Ja, und die hört, seit sie 15 ist, Kraftwerk. Die war so um die 30. Konnte es nicht glauben. Also herz-zerreißend, also ganz toll. Oder wenn dann Maki sagt, sie will unbedingt nach Düsseldorf zu Atatak und dann Erdbeereis essen. Das hat mit diesem Plan-Stück zu tun: "Generäle und Erdbeereis". Deshalb will die nach Düsseldorf zu Atatak. Und das hat sie auch gemacht. Die ist nach Deutschland gefahren.

Thomas Bohnet, Leeson D 1998

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Aus dem Wochenende zurück

Knapp zwei Jahre ist es her, daß ich den Namen `Kreidler zum erstenmal hörte. Es war auf der Popkomm 96. Ich war mit einem Freund verabredet und fragte ihn, wo er an diesem Abend hingehen würde. "Heute abend spielen Kreidler waren seine Worte. Ich glaube, es war im Klingklang. Ich kannte die Band nicht, aber ich wußte, daß man sich auf die Tips des Freundes immer verlassen konnte. Und tatsächlich, der Abend war wirklich gelungen. Das Düsseldorfer Quartett hatte wirklich einen bleibenden Eindruck hinterlassen. So habe auch ich mich im Oktober 1996, nach Erscheinen des Kiff SM-Debüts Weekend in die Reihe der lobsingenden Kritiker gereiht und die Scheibe zur Platte des Jahres 1996 gewählt.

Angefangen hat alles in der Düsseldorfer Avantgarde-Kunst-Szene. Anfang 1994 auf einem Spoken-Word-Abend. Hier treffen Thomas Klein, Stefan Schneider und Andreas Reihse als Trio DEUX BALEINES BLANCHES auf den DJ Detlef Weinrich. Man beschließt, in Zukunft in einem Projekt zusammenzuarbeiten. Es folgt eine erste Tape-Veröffentlichung auf dem Pariser Label A Contresens. Knapp ein Jahr später erscheint die erste Mini-LP auf Finlayson. Es ist unzweifelhaft, daß sich hier vier Musiker zusammen gefunden haben, die versuchen ihre verschiedenen Charaktere in ein gemeinsames Fundament zu gießen.

In diesen Tagen erscheint auf dem Hamburger Label Kiff SM das zweite Album "Appearance And The Park". Nach der grandiosen 12" "Fechterin" Mitte letzten Jahres ein Longplayer mit 12 Tracks, die es wirklich in sich haben und beim Hörer intensives Zuhören voraussetzen. Ich hatte Gelegenheit, mit Andreas Reihse über "Appearance And The Park", über die Einstürzenden Neubauten und Abzocker in der Plattenindustrie zu sprechen.

"Die Unterschiede zwischen den beiden Alben sind, so glaube ich, sehr offensichtlich. Die "Weekend" hat es dem Zuhörer sehr einfach gemacht. Man konnte sie ohne Probleme auch nebenbei hören und es entstand automatisch eine nette Atmosphäre. Für das neue Album war uns die Auseinandersetzung mit dem was dort passiert sehr wichtig. Nicht zuletzt sollte es natürlich auch ein Statement gegen die Post-Rock- und Krautrock-Vergleiche sein, die bei der "Weekend" gezogen wurden. Natürlich konnte man dort diese Vergleiche ziehen, aber wir sind nun wirklich keine Krautrocker. Wir haben den Sound viel präziser und auf den Punkt hin produziert. Wir haben diesmal weniger auf den Instrumenten herumgedaddelt. Vielleicht ist dadurch alles ein wenig schräger geworden."

Vorab ist bereits die Single "Au-pair" erschienen. "Coldness", ein weiteres Stück des Albums wird als zweite Single erscheinen. Im Vergleich zur gesamten Platte habe ich den Eindruck, daß die eingängigeren Tracks im Single-Format erscheinen. "Ja, das stimmt. Auf der einen Seite stehen die Stücke, die ein wenig bedrohlich wirken und wo man nicht genau weiß, was das eigentlich ist. Auf der anderen Seite versuchen wir so etwas wie Pop hinzukriegen, ohne jetzt speziell Pop machen zu wollen. Wir sind vier Leute, die versuchen, ein demokratisches Prinzip beizubehalten, ohne das nur einer den Ton angibt."

Diese Gegensätze werden aber bewußt von Kreidler eingesetzt. Nach der "Fechterin" wurde oft die Frage nach dem neuen Album gestellt. Wie wird es? Was wird anders sein? "Unsere Antworten waren dann: Es wird minimaler, es wird elektronischer oder es wird mehr Pop, je nachdem wie wir es gerade immer dachten. Ich glaube, es ist aber von alledem nichts geworden. Man kommt sich dabei immer selbst in die Quere."

Würde mich jemand nach den Unterschieden zwischen "Weekend" und dem neuen Album fragen, würde ich genau die beiden Vokabeln "minimaler" und "elektronischer" für die Beschreibung benutzen. "Die Vokabel "minimal" finde ich immer sehr schwierig. Jeder verbindet etwas anderes damit. Ich weiß nicht, ob wir unbedingt Minimalisten sind. In erster Linie ist Minimalismus ein Konzept, welches später gefüllt wird. Wir haben eigentlich immer schon konkrete Vorstellungen von dem, was wir machen. Später überlegen wir dann, ob das so richtig ist und warum es möglicherweise anders geworden ist. Natürlich werden die Ideen später möglicherweise wieder relativiert, wenn Außenstehende mit diesen Ideen konfrontiert werden. Man fängt an, die Sache noch einmal zu überdenken."

Ebenfalls im letzten Jahr ist ein Remix-Album des "Ende Neu"-Albums der Einstürzenden Neubauten erschienen. Auf diesem Album bearbeiten Kreidler das Stück "Was ist ist". Sowohl auf pragmatischer als auch auf theoretischer Ebene gab es Gründe für die Entscheidung. "Wir haben denselben Musikverlag und wurden gefragt ob wir nicht ein Remix machen wollten. Vor dem Hintergrund, warum macht man eigentlich einen Remix, haben wir dann überlegt, ob wir uns an diesem Projekt beteiligen wollen. Obwohl wir die neuen Sachen nicht besonders mögen und ich mit Blixa Bargeld in der Theaterszene überhaupt nichts anfangen kann, haben die ersten drei Alben der Neubauten schon Einfluß auf uns gehabt. Also haben wir diesen Remix gemacht. Aber leider mochte Blixa Bargeld unseren Mix überhaupt nicht und hat ihn, ohne uns Bescheid zu sagen, um vier Minuten gekürzt. Klar, daß wir das ziemlich Scheiße fanden. Wenn man es nicht weiß, dann fällt es auch kaum auf, aber eigentlich war es ein 7-Minuten Track. Vielleicht hatte Blixa damit Probleme, daß wir seine Stimme auf "Ist ist" reduziert haben. Wir haben uns dann darauf geeinigt, den Track zu kürzen. Das letztenendes vier Minuten rausgeschnitten werden, haben wir erst erfahren als die Platte da war. Das hat uns natürlich geärgert, aber irgendwann verraucht so etwas auch."

Ähnlich wie die Titel von Bildern, haben auch die Titel neuer Alben für die Künstler in den meisten Fällen eine besondere Bedeutung. "Wir haben für alle Stücke immer bestimmte Arbeitstitel. Oft sind es sogar mehr als einer. Dann muß man sich irgendwann entscheiden, welcher Titel am besten zum Stück paßt. Bei Stücken die mir persönlich am Herzen liegen, sollte der Titel schon mit einer Idee, die ich dazu hatte, zu tun haben. "The Park" hat natürlich etwas mit "Weekend" und dem Weekend-Feeling zu tun und "Appearance" hat mit etwas Unbekannten zu tun, etwas, was man noch nicht weiß, etwas mysteriöses."

Welche Stücke liegen dir denn besonders am Herzen? "Das sind `Au-pair" und "Coldness", die ich ins Studio gebracht habe und "She Woke Up And The World Had Changed". Der Titel ist von Stefan, paßt aber genau." Es ist ja immer wieder erstaunlich, welche Assoziation man beim ersten Hören eines Stückes hat. Als ich "Venetian Blind" das erstemal hörte, mußte ich schon nach den ersten Takten an "Ein Tag am Meer" von den Fanta 4 denken. "Das ist ja interessant. "Venetian Blind" ist ziemlich spontan im Studio entstanden. Man hat noch eine Einstellung von einem Stück, was man gerade gemischt hat und stellt plötzlich fest, das dort etwas passiert. Man mischt dann die Sachen schnell zusammen und hat innerhalb von kürzester Zeit ein neues Stück."

Neben Kreidler gibt es aber noch andere Projekte, in denen sich Andreas Reihse und Stefan Schneider engagieren. Andreas arbeitet mit Klaus Dinger, ehemals Kopf von "La Düsseldorf" und "NEU!" an der Formation la!NEU?, Stefan Schneider mit "To Roccoco Rot" an einem Postrock-Projekt: "Im Moment konzentriere ich mich auf Kreidler. Es sind bisher drei CDs von la!NEU? in Japan erschienen, die in Deutschland nur als Import zu bekommen sind. Von Sound her handelt es sich hierbei aber eher um Freestyle."

Wieso veröffentlicht man solche Sachen in Japan?

"Klaus Dinger ist von der Plattenindustrie in Deutschland erst einmal kaltgestellt worden, als er einen Prozeß gegen Metronome geführt hat. Hierbei ging es um Veröffentlichungsrechte. Die Metronome wollte die alten NEU!-Sachen zu den gleichen Konditionen wie damals herausbringen, die einfach schlecht waren. Die Plattenfirma hat dann die CD einfach veröffentlicht und Klaus mußte prozessieren und hat gewonnen. Das war natürlich ziemlich revolutionär."

Marco Rieso, D 1998

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TripHop, Postrock, Electronic Listening.
Der neue Pop hat viele Stile. über ihre Namen kann man vorzüglich streiten, die Musik dahinter klingt erstaunlich verwandt

Wenn früher jemand auf einer Party oder in der Kneipe einen Begriff wie Heavy metal in den Raum warf, wußte jeder, der sich für Popmusik interessierte, was gemeint war. Zumindest genug, um mitzureden. Heute jedoch spaltet man eine Runde, wenn man Schlagworte fallen läßt wie TripHop, Postrock, Mellow Drum 'n' Bass, Electronic Listening oder Future Sound Of Jazz. Vier Gruppen entstehen, mindestens: Die erste rezitiert begeistert ein paar Plattentitel, die zweite nickt halbwissend, die dritte - das sind die richtigen Schlaumeier - verwirft die Stilbegriffe als unzureichend oder ausgelutscht, und die vierte verlangt nach Erklärungen.
Wer im Laufe der neunziger Jahre aufgehört hat, Platten zu kaufen, vielleicht einmal abgesehen von der jeweils neuen CD von Bob Dylan oder Lou Reed, der könnte glauben, daß sich mit diesen Termini ein weites Spektrum innerhalb der aktuellen Popmusik skizzieren ließe. Tatsächlich beschreiben sie nur ein paar Straßen in einem kleinen Winkel im Lande Pop, eine beschauliche Gegend irgendwo in der Nähe von Techno, eine Region, in der, um im Bild zu bleiben, niemand sein Grundstück einzäunt.
Wofür stehen die genannten Begriffe? Sie beschreiben Stücke, die überwiegend mit digitalem Equipment produziert werden und ohne Text auskommen, deren Ursprünge und Strukturen teilweise aber grundverschieden sind. Was diese Musik vor allem verbindet, ist ihre Atmosphäre: Ob TripHop, Postrock oder Electronic Listening - es klingt entspannt, manchmal melancholisch.
In den vergangenen anderthalb Jahren ist der Sound, zumeist produziert in den Wohnbüro-Studios des Undergrounds, immer mehr in die öffentlichkeit eingesickert. Das "Bessergestellten-Listening" (Max Goldt) beschallt tagsüber helle Cafés, in denen Intellektuelle unter vierzig ihre Cappuccini schlürfen, oder Medienbüros, wo die Kopfarbeiter mittels der Klangtapeten ihre Kreativität anzuregen versuchen. Und abends hört man die subtilen Sounds im Fernsehen - sowohl in Werbespots als auch in Trailern.
Die neuen ambitionierten Hintergrundklänge haben wir im wesentlichen der Ausdifferenzierung der Clubmusik in den vergangenen fünf Jahren zu verdanken - maßgeblich begünstigt wurde der Trend durch die Weiterentwicklung von Hard- und Software. TripHop entstand, vereinfacht gesagt, durch die Verlangsamung von HipHop, Drum 'n' Bass durch dessen Beschleunigung. Und Electronic Listening (oder auch: New Electronica) beschreibt ein Spektrum experimenteller Musik, das sich herauskristallisierte, weil einige Techno- und Housemusiker nicht mehr oder nicht mehr ausschließlich für den Dancefloor produzieren wollten.
Von Electronic Listening ist es nur ein kleiner Schritt zum Postrock, der gewissermaßen "erfunden" wurde von der Gruppe Tortoise aus Chicago. Nachdem die Rockmusik in den frühen neunziger Jahren ästhetisch endgültig in eine Sackgasse geraten war, fing das Quintett an, herkömmliche Songstrukturen aufzulösen und sowohl Easy-Listening-Elemente als auch avantgardistische E-Musik zu verarbeiten. Tortoise haben mittlerweile eine weiche, magische Musik kultiviert, die ihnen Einladungen zu Jazz- Festivals beschert.
Als Ahnen von Postrock und New Electronica gelten einige deutsche Musiker der siebziger Jahre: Kraftwerk, die ohnehin nahezu die gesamte Techno-Szene prägten, ebenso wie die hypnotisch groovende Krautrock- Gruppe Can. Die Renaissance ihrer Musik treibt die Veteranen zurück auf die Bildfläche: Holger Czukay, der gerade 60 Jahre alt gewordene Exbassist von Can, spielte live mit zwei Kölner Neoelektronikern, die seine Söhne sein könnten. Und Klaus Dinger, mit Neu! und La Düsseldorf einst einer der Protagonisten der Krautrock-Szene, tourte im vergangenen Jahr mit La! Neu?, seiner jetzigen Band, durch Japan.
An Dingers Seite stand unter anderem Andreas Reihse von der Gruppe Kreidler, die zu den führenden Kräften in der New-Electronica-Szene gehört. Es ist angesichts solcher Kooperationen kein Wunder, daß sich der Rezensent der britischen Musikzeitschrift "Melody Maker" im letzten Sommer bei Kreidlers Maxi-Single "Fechterin" an klassische elektronische Popmusik erinnert fühlte: "Die drei Songs sind die präziseste übung in exponierter Elektronik, die ich seit Kraftwerks ,Spiegelsaal’ gehört habe."
Platten wie "Appearance and the Park", die in Kürze erscheinende zweite Kreidler-CD, erfordern eine Rezeption, die althergebrachte Rock-Maßstäbe hinter sich läßt. Die vier Düsseldorfer liefern keine klare Message oder gar einen überbau, sie repräsentieren keine Mode oder wenigstens ein bißchen Lifestyle anderer Art - ebensowenig wie die meisten geistesverwandten Listening- und Postrock-Kollegen.

Gefühlvoll, aber nicht sentimental

"Kaum jemand hat die Fähigkeit, sich einfach auf die Musik einzulassen, kaum jemand ist bereit zuzugeben, daß sie ihn berührt", konstatiert Bandmitglied Detlef Weinrich. "Dabei kann man sehr wohl über unsere Musik sprechen, ohne sentimental zu werden."
ähnlich gefühlsbetont und verführerisch wie die Musik von Kreidler ist die von Sensorama aus Darmstadt. Das Duo, das mit souveräner Leichtigkeit sowohl Wohnzimmer- als auch Clubmusik produziert, nennt seine neue CD schlicht "Love". Der Technobuch-Autor Philipp Anz, inspiriert durch den Schriftsteller Roland Barthes, bescheinigt den beiden Musikern, daß sie "ihre eigenen, musikalischen ,Fragmente einer Sprache der Liebe’ gefunden" haben. Sind Sensorama vielleicht neue Hippies? Nein, denn ihre Stücke lullen den Hörer nicht etwa ein oder lassen ihn wegdriften. Sie sind vielmehr wie Umarmungen, die einem noch Raum lassen für jede Bewegung.
Wie weit neue elektronische Musik entfernt ist von der Welt der Songs, die Strophen haben und einen Refrain, läßt sich auch am Selbstverständnis der Künstler ablesen. Die Gruppe Atom Heart aus Frankfurt zum Beispiel erklärt es zu ihrem Ziel, "eine komplett morphende Musik zu kreieren, eine Musik, die anfängt und keine wiederkehrende Komponente hat". Und Jan Werner vom relativ poppigen Köln-Düsseldorfer Duo Mouse On Mars sagt: "Man muß der Musik den Raum geben, daß sie sich ausbreiten und wirken kann, man darf sie nicht die ganze Zeit überwachen."
"Autoditacker", die dritte CD von Mouse On Mars, animierte die Kulturzeitschrift "Spex" im vergangenen Sommer zu einem Lob, das beinahe jeder Neoelektroniker als maximales Kompliment empfinden dürfte. Die Platte, so das Magazin, klinge "bei jedem neuen Hören komplett anders": "Was in einem Moment als Bild schlüssig erscheint, verwischt beim nächsten Hören mitunter in einem Maße, daß sich zuvor klar und deutlich formulierte Töne und Klänge schlichtweg nicht mehr wiederfinden." Das heißt natürlich auch, daß diese Musik etwas vom Hörer fordert und daß der sich zu keiner Zeit auf sie "verlassen" kann.
Wer Platten von Mouse On Mars und ähnlich eingestellten Künstlern auflegt, um eine bestimmte Stimmung zu erzeugen, zu untermalen oder zu vertreiben, wird enttäuscht sein. Die Musik wirft jeden, der sie hört, auf sich selbst zurück - und genau das macht sie so außerordentlich anregend.
Im Zuge der Etablierung von Postrock und artverwandten Klängen hat sich, beinahe zwangsläufig, auch eine Art von Gegnern gebildet. Als schärfster Kritiker gilt Karl Bruckmaier, der Pop-Kolumnist der "Süddeutschen Zeitung". Der Elder Statesman des Rockjournalismus polemisierte im vergangenen Monat bereits zum zweiten Mal innerhalb eines halben Jahres gegen die "neue Empfindsamkeit" respektive die "als Empfindsamkeit getarnte Selbstsucht". Die Musik sei "nicht schlecht", aber "ihre Instrumentalisierung ist es, ihr läppischer Einsatz als Tarnung für soziale Legasthenie". Bruckmaier, ein Rockist der alten Schule, kritisiert, daß Postrocker keine "Worte finden für die Millionen Arbeitslosen" - das ist ungefähr so, als würde man einen von Godard geprägten französischen Autorenfilmer fragen, warum er keine rasanten Auto- Verfolgungsjagden zeige.
Seine beiden wesentlichen Denkfehler offenbart Bruckmaier in der Kernthese der Kolumne: "Rockmusik verliert durch den weitgehenden Verzicht auf ihren verbalen Bestandteil einen wichtigen Teil ihrer magischen und gesellschaftspolitischen Relevanz." Zum einen hat Rockmusik diese Relevanz längst eingebüßt, zum anderen liegt ein grundsätzliches Mißverständnis von populärer Musik vor, wenn jemand kritisiert, daß Techno und seine Nachbarstile weitgehend frei sind von verbalen Bestandteilen. Bruckmaier und andere übersehen, daß auch bei populärer Musik mit Text der Sound immer wichtiger war als die Worte (bestes Beispiel: Punkrock). Außerdem hat vor Techno kaum jemand instrumentaler Musik vorgeworfen, daß ihr die Worte fehlten.

Eine reiche musikalische Sprache

Einst warfen die Rockisten Techno noch vor, die Musik sei "kalt" oder auch "gefühlskalt", und jetzt sind sie plötzlich nicht damit einverstanden, daß Sounds aus der Nachbarschaft von Techno genau das Gegenteil verkörpern.
Wer an die multifunktionalen Listening-Platten alte Rock-Maßstäbe ansetzt, wird kaum ihre reichhaltige musikalische Sprache entdecken. Diese ist auch auf Einflüsse zurückzuführen, die teilweise weit weg von populärer Musik liegen. Kreidler beziehen sich zum Beispiel auf die junge japanische Kultautorin Banana Yashimoto; ein von ihr inspirierter poetischer Text, der die Musik zwar nicht erklären, aber durchaus eine gewisse Interpretationsanleitung geben soll, ist auf dem Cover abgedruckt: "What makes you happy, I asked. - If I order coffee and am served tea." Und auf der Vorderseite ist eine Wandmalerei zu sehen, die Bandmitglied Detlef Weinreich, ein Kunststudent, in Seoul angefertigt hat.
Das augenfälligste Beispiel für die Verarbeitung vollkommen genrefremder Einflüsse liefern die Platten des Frankfurter Labels Mille Plateaux. Kürzlich veröffentlichte hier zum Beispiel Wolfgang Voigt alias Gas unter dem anspielungsreichen Titel "Zauberberg" eine CD, auf der er Elemente aus der Musik Arnold Schönbergs mit neuen elektronischen Sounds kombiniert. Benannt hat sich das ambitionierte Frankfurter Kleinunternehmen nach einem Hauptwerk des Philosophen Gilles Deleuze und des Psychoanalytikers Felix Guattari. Nachdem sich Deleuze im Herbst 1995 das Leben genommen hatte, brachte das Label im folgenden Jahr eine Doppel-CD unter dem Titel "In memoriam Gilles Deleuze" heraus - unter anderem mit Mouse On Mars.
"Schreiben hat nichts mit bedeuten zu tun, sondern mit vermessen, mit Karten machen, selbst von noch unbekannten Gegenden", hat Deleuze einmal gesagt. Man muß bloß "Schreiben" durch "Musikmachen" ersetzen - dann hat man moderne Listening Music treffend charakterisiert.

Empfehlenswerte CDs:
Gas: Zauberberg (Mille Plateaux/EFA)
Kreidler: "Appearance und The Park"(Kiff SM/Connected)
Sensorama: Love (Ladomat/RTD)
Tortose:TNT (City Slang/EFA)

NN, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, Nr. 14 April 1998

KÖRPER, KUNST & PLATTENSPIELER

KREIDLER, SHANTEL, ADD'N 2 X, 03.06.1998, Berlin Kulturkantine

Schon verwegen, einen Mörderact wie ADD'N 2 X ausgerechnet als Support der Soundphilatelisten KREIDLER zu buchen. Los ging's erst mal bei tropischen Temperaturen mit mehrstündiger Verspätung im Biergarten der Kulturbrauerei, da irgendein Schlaule wohl übersehen hatte, daß ein DJ - selbst ein Ästhet wie SHANTEL - zwei Plattenspieler braucht, nicht nur einen. Es dauerte, bis die sagenumwobenen (und ausnahmsweise mal zu Recht gehypten) ADD'N 2 X sich drinnen mit zunächst zartem Fiepsen und dem verhaltenen Spiel der Drummer von STEREOLAB und den HIGH LLAMAS meldeten, die dem Korg-, Moog- und Störfrequenzen-Inferno des Trios einen extrem flüssigen virtuellen Teppich verpaßten. (..)

Nach dem denkwürdigen Intro schraubten ADD'N 2 X ihren Pegel aus Oldschool-Synthie-Bässen und Korg-Fiesheiten auf ein Level, das mich erst mal rückwärts an die Wand drückte. Da weder Ohrenstöpsel noch die kurzzeitige Flucht hinter einen breiten Stützpfeiler an der Bar fruchteten (und ich meine Ohren ab und an noch brauche), beschlossen wir, das Konzert von draußen weiterzuverfolgen und nur ab und an mal reinzuschauen: kein Problem. Die Wucht des analogen Sperrmüll-Equipments ging auch an dem alten Backsteingebäude nicht spurlos vorüber, das schepperte und zitterte wie eine bulgarische Tupolew aus den 50ern bei leichten Turbulenzen. Fazit: Beeindruckend, zum Teil überirdisch, ein wenig Anpassung an die Raumgröße aber hätte dem "physischen" Musikkonzept von Barry Smith, Ann Shenton und Steven Claydon auch keinen Abbruch getan.

Dann hatte SHANTEL endlich seinen zweiten Plattenspieler, aber was sollte er tun? Sophisticated Café- und Sofadancefloor auflegen? Er tat's, keine Wahl.

KREIDLER boten nach diesem Soundinferno mit gewohntem Understatement und sehr lässig ihre verzinkten, verspulten Instrumentals. Manchmal, wenn sich das Gefühl einschleichen wollte, das Ganze käme zu Hause in der Küche auf CD besser, streuten KREIDLER CAN-artig angetriebene Uptempo-Songs ein, die sogar zum Tanzen einluden. Hohes Niveau, wenn auch mehr Kunstakademie als Club.

NN, Intro 56 D 7-8 1998

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